Cyber/D&O
Vertrauensschadenversicherung: Effektiver Schutz vor Betrug in Zeiten digitaler Täuschung
Die Vertrauensschadenversicherung schützt Unternehmen vor Verlusten durch vorsätzliche, rechtswidrige Handlungen von Vertrauenspersonen. Dazu zählen Unterschlagung, Untreue oder Betrug – sei es durch eigene Mitarbeitende oder durch externe Täter, die sich das Vertrauen des Unternehmens erschleichen.
Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Versicherung nimmt stark zu. Laut einer Sonderauswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wurden in den Jahren 2022 und 2023 rund 4.400 Schadensfälle gemeldet, mit einer Gesamtschadensumme von etwa 450 Millionen Euro. Damit hat sich die Zahl der versicherten Schadenfälle in wenigen Jahren nahezu verdoppelt.
Bemerkenswert: Gut jeder zweite Fall von Betrug und Veruntreuung in deutschen Unternehmen ist auf das kriminelle Verhalten der eigenen Mitarbeitenden zurückzuführen. Sie verursachen im Durchschnitt sogar höhere finanzielle Schäden als externe Täter: Laut GDV verlieren Unternehmen durch interne Täter etwa 125.000 Euro, während externe Kriminelle durchschnittlich 80.000 Euro pro Vorfall erbeuten. Der Grund: Mitarbeitende genießen Vertrauen und kennen interne Sicherheitslücken, wodurch sie länger unentdeckt bleiben und größere Summen entwenden können.
Neue Betrugsformen: Fake President und Ransomware
Gleichzeitig wächst aber auch der Anteil externer Täter, die über digitale Kommunikationswege agieren. Besonders stark zugenommen haben Fälle von Social Engineering. Beim sogenannten Fake-President-Betrug (auch CEO-Fraud) geben sich Täter per E-Mail oder Telefon als Geschäftsführer aus und veranlassen Mitarbeitende zu hohen Überweisungen. Die Täuschung ersetzt hier den technischen Angriff.
Auch Ransomware-Angriffe führen zunehmend zu Vertrauensschäden. Zwar fällt die IT-Erpressung meist unter Cyberversicherungen, doch wenn Angreifer durch Phishing oder manipulierte Kontodaten Zahlungen umleiten, entsteht ein klassischer Vertrauensschaden. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beschreibt Ransomware in seinem Lagebericht 2023 als die „aktuell größte Bedrohung für Unternehmen und Behörden in Deutschland“.
Gesamtwirtschaftliche Folgen
Vertrauensschäden betreffen längst nicht nur einzelne Unternehmen. Sie erhöhen die Transaktionskosten der gesamten Volkswirtschaft: mehr Kontrollaufwand, teurere Prävention und höhere Versicherungsprämien. Hinzu kommen Reputationsverluste und erschwerte Finanzierungsmöglichkeiten – insbesondere für Mittelständler. Für Versicherer bedeuten die Entwicklungen steigende Rückstellungen und komplexere Risikobewertungen. Die Grenze zwischen Cyber- und Vertrauensschadenversicherung verschwimmt zunehmend; viele Anbieter entwickeln kombinierte Deckungen, die menschliche und digitale Täuschungen gleichermaßen berücksichtigen.
Prävention und Regulierung
Mit der EU-Richtlinie NIS-2, die in Deutschland seit 2024 gilt, sind viele Unternehmen verpflichtet, ihre Informationssicherheit und Risikomanagementsysteme zu stärken. Versicherer reagieren mit neuen Underwriting-Kriterien: Wer klare Kontrollen, Schulungen und technische Schutzmaßnahmen nachweist, erhält besseren oder günstigeren Versicherungsschutz. Dabei umfasst effektive Prävention heute mehr als IT-Sicherheit: das Vier-Augen-Prinzip, E-Mail-Authentifizierung, Schulungen gegen Social Engineering und Whistleblower-Systeme. Denn entscheidend bleibt der Mensch – sowohl als Schwachstelle als auch als Schutzfaktor. Sprechen Sie uns gern an, wenn Sie mit uns über eine umfassende Risikoanalyse und -beratung sprechen oder mehr zu unseren Leistungen in dem Bereich erfahren möchten.
Fazit
Vertrauensschäden verursachen in Deutschland jedes Jahr Hunderte Millionen Euro an Verlusten – Tendenz steigend. Besonders alarmierend ist der hohe Anteil interner Täter und die wachsende Anzahl digitaler Täuschungen. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich die Vertrauensschadenversicherung zu einem wichtigen Baustein wirtschaftlicher Stabilität. Allerdings sollten Unternehmen Vertrauensschäden nicht allein als Versicherungs- oder Compliance-Thema betrachten, sondern vielmehr als Teil einer ganzheitlichen Governance-Strategie. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel „Vertrauen ist gut, Versicherung ist besser: Ihr Schutz vor Betrug und Täuschung“, in dem unser Experte wichtige Hinweise für die optimale Absicherung gibt. So lässt sich nicht nur der finanzielle Schaden reduzieren, sondern auch das, was in einer digitalisierten Wirtschaft am schwersten wiederherzustellen ist – Vertrauen.