Kfz/Fuhrpark
E-Mobilität: Deutschland verfehlt Emissionsziele
Das Handelsblatt berichtet, dass deutsche Autohersteller im ersten Halbjahr 2025 deutlich mehr Fahrzeuge selbst zugelassen haben – insgesamt rund 27.000 Elektroautos. Diese Praxis dient vor allem dazu, die Zulassungszahlen künstlich zu steigern, was wiederum hilft, CO₂-Flottenziele zu erfüllen und Vertriebsziele zu erreichen. Bei E-Autos greifen Hersteller vermehrt zu diesem Mittel, da der Dienstwagenmarkt schwächelt und die Nachfrage im Privatsektor rückläufig ist.
Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) kritisiert diese Entwicklung scharf. Laut einer aktuellen Umfrage unter Autohäusern und Kfz-Betrieben täuschen die steigenden Zulassungszahlen über eine tatsächliche Flaute im E-Auto-Markt hinweg. Die Nachfrage bei privaten Kunden ist seit zwei Jahren rückläufig, und auch gewerbliche Zulassungen stagnieren. Die Zahl der Eigenzulassungen von batterieelektrischen Fahrzeugen hat sich im Vergleich zu 2023 mehr als verdoppelt, während die privaten Neuzulassungen um neun Prozent zurückgingen.
Der ZDK warnt, dass diese Entwicklung keine echte Wertschöpfung im Automobilmarkt darstellt und fordert gezielte politische Maßnahmen, um die Elektromobilität nachhaltig zu fördern. Dazu zählen unter anderem niedrigere Strompreise, ein schnellerer Ausbau der Ladeinfrastruktur und mehr Transparenz bei Ladetarifen. Lesen Sie hierzu diesen Artikel und erfahren Sie mehr, welchen Mehrwert unser Kompetenzcenter ecmobility leistet.
Marktentwicklung und Prognosen bis 2030
Eine Deloitte-Studie zur Elektromobilität zeigt, dass die Transformation der Autoindustrie bis 2030 tiefgreifend sein wird. Zwar wird der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) kontinuierlich steigen, doch selbst 2030 werden laut Prognose noch rund 62 Prozent der Neuzulassungen auf Verbrenner entfallen. Der Wendepunkt mit 50 Prozent BEV-Anteil wird erst 2032 erwartet. Besonders gefragt sind laut Deloitte künftig Klein- und Kleinstwagen mit Elektroantrieb – sie bieten das größte Potenzial zur Erreichung der EU-Emissionsziele. Die Studie betont, dass ohne zusätzliche Maßnahmen das Ziel von 15 Mio. E-Fahrzeugen bis 2030 verfehlt wird.
Szenarien für das 15-Millionen-Ziel
Die Studie von Agora Verkehrswende und Boston Consulting Group (BCG) kommt auf ein ähnliches Ergebnis: Sie analysiert, wie das politische Ziel von 15 Mio. E-Autos bis 2030 erreichbar wäre.
Die vier zentralen Hebel für eine erfolgreiche Mobilitätswende sind:
- Wirtschaftliche Anreize (z. B. höhere CO₂-Abgaben für Verbrenner)
- Regulatorische Vorgaben (z. B. Quoten für E-Fahrzeuge)
- Ausbau der Ladeinfrastruktur
- Einbindung chinesischer Hersteller, um günstige Modelle verfügbar zu machen
Die Studie warnt: Ein Festhalten am Verbrenner gefährdet langfristig die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hersteller.
Infrastruktur und Ladeverhalten
Der BDEW-Elektromobilitätsmonitor berichtet von einem dynamischen Wachstum bei Ladepunkten und E-Fahrzeugen. Im ersten Quartal 2025 wurden Rekordwerte bei Neuzulassungen erreicht. Die Ladeinfrastruktur wurde ebenfalls massiv ausgebaut. Das Laden bleibt im Regelfall günstiger als Tanken. Teurer als das klassische Tanken wird das Laden nur dann, wenn ausschließlich an öffentlichen Säulen, insbesondere Schnellladesäulen, geladen wird oder Roaming-Gebühren anfallen. Die Schnellladeinfrastruktur wächst stark, was die Alltagstauglichkeit von E-Autos erhöht.
Das ist entscheidend, da die Lademöglichkeiten einer der wichtigsten Aspekte für die Akzeptanz und den Erfolg der elektronischen Mobilität sind. Einer Analyse von PwC zufolge bedarf es in Deutschland bei der derzeitigen Entwicklung der E-Mobilität im Jahr 2030 etwa 340.000 öffentliche Ladepunkte – geht es jedoch in dem aktuellen Tempo von pro Woche 330 neuen Ladeplätzen, stehen im Jahr hochgerechnet nur etwa 210.000 Lademöglichkeiten zur Verfügung.
Verbraucherakzeptanz – ein kritischer Faktor
Die Studie der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (AG2) wertete aus, dass die Akzeptanz von E-Autos noch nicht flächendeckend gegeben ist. Viele Menschen haben noch nie ein Elektroauto gefahren oder geladen. Die Entscheidung für ein E-Auto hängt stark von persönlichen Erfahrungen, bekannten Marken und der Ladeinfrastruktur ab. Um die Akzeptanz und damit den Wandel erfolgreich voranzutreiben, sprechen sie verschiedene Handlungsempfehlungen aus:
- Mehr Probefahrten und Informationsangebote
- Ausbau der Ladeinfrastruktur im ländlichen Raum
- Förderung von PV-Anlagen zur Eigenladung
Fazit:
Die Studienlage zeigt: Die Elektromobilität in Deutschland ist auf dem richtigen Weg – aber das Tempo reicht nicht aus, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Statt geschönter Zulassungszahlen braucht es gezielte politische Maßnahmen, wirtschaftliche Anreize und eine stärkere Einbindung der Verbraucher. Die nächsten Jahre sind entscheidend für den Erfolg der Verkehrswende.
Links zu den Studien:
- https://www.deloitte.com/de/de/Industries/automotive/research/elektromobilitaet-in-deutschland.html
- https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/letzte-chance-fuer-15-millionen-e-autos-bis-2030-langfassung/
- https://www.bdew.de/energie/elektromobilitaet-dossier/elektromobilitaetsmonitor/
- https://www.strategyand.pwc.com/de/de/presse/elektro-ladeluecke.html
- https://www.plattform-zukunft-mobilitaet.de/wp-content/uploads/2021/10/NPM_AG2_Kundenakzeptanz.pdf