Technische Versicherung

ENTWICKLUNGEN & TRENDS DES VERSICHERUNGSMARKTES 2018 (TEIL IV)

Die Absicherung komplexer Anlagen ist für viele Versicherer ein Wachstumsfeld

Der Bereich der Technischen Versicherung ist bei vielen Versicherern weiterhin als Wachstumsfeld und Zielsegment definiert. Ein gleichbleibender bzw. nur leicht ansteigender Schadenaufwand von rund 1,45 Mrd. Euro bei leicht wachsenden Prämieneinnahmen von etwa 2,1 Mrd. Euro – was einer Schaden-Kosten-Quote von etwa 92 Prozent entspricht – sorgt für stabile Prämienkonditionen in diesem Segment. Auch durch das Eintreten neuer Marktteilnehmer sind oft sehr wettbewerbsfähige Konditionen darstellbar.

Unter Technischen Versicherungen versteht man Absicherungskonzepte für Elektronik, Maschinenbruch und Montage-/Bauleistungen.     

Marktsituation und Rückblick

Der Markt der technischen Versicherungen ist aufgrund seiner speziellen Absicherungskonzepte, bezogen auf bestimmte technische Anlagen und Gebäude, deutlich inhomogener als der Markt der Sachversicherungen. Grundsätzlich ist hier das Konditionsniveau sehr stabil. Preiserhöhungen werden durch die Versicherer meist einzelfallbezogen bei hohem Schadenaufwand umgesetzt. 

Die Anbieter haben weiterhin eine hohe Bereitschaft, neue Risiken, selbst technologisch hochkomplexe technische Anlagen zu versichern. In der Breite der Risiken ist die Anzahl der Anbieter groß, für die Absicherung großer und komplexer Anlagen oder Anlagen im Ausland gibt es dagegen nur wenige leistungsfähige Versicherer, die über das entsprechende Know-how zur Bewertung und Preiskalkulation verfügen.

Ein spezieller Markt in der technischen Versicherung ist der Markt für erneuerbare Energien. Hier ist für die verschiedenen Bereiche folgende Marktsituation gegeben:

Erneuerbare Energien

Der weltweite Klimawandel schreitet unverändert voran, die einzelnen Staaten müssen ihre Anstrengungen zur Umstellung ihrer Energieversorgung weiter verstärken. Das „wie“ ist dann in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. 

In Deutschland ist der Markt der Erneuerbaren Energien aufgrund von geänderten Einspeisevergütungssystemen im Umbruch. Bislang gelten für die Betreiber von Stromerzeugungsanlagen aus erneuerbaren Energien feste Fördersätze. Wer eine entsprechende Energieerzeugungsanlage betreibt, bekommt für jede eingespeiste Kilowattstunde eine fixe, gesetzlich festgelegte Vergütung. 

Mittlerweile sind die erneuerbaren Energien keine Nischentechnologien mehr, sie sind „erwachsen“ geworden und können sich immer stärker am Markt behaupten. 
Jetzt geht es darum, die Energiewende systematisch weiterzuentwickeln: mit mehr Wettbewerb, mehr Planbarkeit und mehr Kosteneffizienz. Diesen Paradigmenwechsel bringt das EEG 2017 mit zwei wesentlichen Neuerungen: 

1. Die Vergütung des erneuerbaren Stroms wird künftig über Ausschreibungen geregelt. Damit wird die Höhe der Förderung vom Markt und nicht länger staatlich festgelegt. Das sichert den kontinuierlichen Ausbau der erneuerbaren Energien und kann die Förderkosten senken, sofern es genug Wettbewerb gibt.

2. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird so mit dem Netzausbau synchronisiert, dass der saubere Strom auch bei den Verbrauchern ankommt. Für jede Technologie – Windenergie an Land bzw. auf See, Photovoltaik, Biomasse – werden bestimmte Ausbaumengen festgelegt, die auch den verfügbaren Netzkapazitäten angepasst sind.

Die erneuerbaren Energien in Deutschland haben buchstäblich in Windeseile zugelegt. 2010 lag ihr Anteil noch bei 17 Prozent, heute sind es rund 32 Prozent. 

Das Ausschreibungsmodell hat drei zentrale Ziele: 

1.    Bessere Planbarkeit: Der im EEG 2014 festgelegte Ausbaukorridor für erneuerbare Energien soll eingehalten werden. Durch die Ausschreibungen soll der zukünftige Ausbau effektiv gesteuert werden.

2.    Mehr Wettbewerb: Die Ausschreibungen sollen den Wettbewerb zwischen Anlagenbetreibern fördern – auf diese Weise werden die Kosten des Erneuerbaren-Ausbaus geringgehalten.

3.    Hohe Vielfalt: Von kleinen Genossenschaften bis zu großen Firmen – die Akteursvielfalt unter den Anlagenbetreibern soll erhalten bleiben, allen Akteuren sollen faire Chancen eingeräumt werden. 

Der Versicherungsmarkt im Bereich der Erneuerbaren Energien ist in den letzten Jahren recht stabil. Die Anzahl der Versicherer, die sich hier engagieren, ist überschaubar. Die angebotenen Kapazitäten sind ausreichend.

Windenergie onshore

Grundsätzlich ergeben sich durch den staatlichen Fördermechanismus zwei Entwicklungen. Durch das Ausschreibungsmodell wird sich der Ausbau der Onshore-Windenergie verlangsamen, was auch zur geringeren Nachfrage nach Versicherungslösungen führen wird. Aufgrund des Auslaufens stattlicher Förderungen wird die Wirtschaftlichkeit von Anlagen in Frage gestellt, was auch zu Stilllegungen von Anlagen führen kann. Auch dies wird zum Rückgang von Versicherungsprämien führen.

Da die Versicherer Ihre Markanteile halten möchten, dürfte es zu einem steigenden Wettbewerb und sinkenden Prämienkonditionen kommen. 

Der jetzt schon große Wettbewerb für neue Anlagen mit ständig fallenden Preisen und immer umfangreicheren Deckungen wird sich weiter verschärfen. Vor allem für Anlagen mit Vollwartungsverträgen steht eine Vielzahl von Versicherern zur Verfügung, die sich in diesem Segment engagieren. Seit einiger Zeit gehen einige Versicherer sogar dazu über, hier generelle Neuwertdeckungen anzubieten. 
Deutlich schwieriger zu vermarkten sind sog. Altanlagen bzw. Bestandsanlagen. Hier verhalten sich die Versicherer weiterhin deutlich restriktiver, und es bedarf einer eingehenden Analyse über Wartungsprotokolle bzw. zustandsorientierte Gutachten.

Biogasanlagen

Der Markt für die Neuerrichtung von Biogasanlagen ist eher unattraktiv. Im vergangenen Jahr hat die Bundesnetzagentur in Deutschland nur 200 neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von 18 MW genehmigt. 

Durch schlechte Schadenerfahrungen in den vergangenen Jahren verhalten sich hier die Versicherer deutlich restriktiver. Dies hat zu deutlich höheren Prämien und Selbstbehalten und weniger Anbietern geführt. Die Versicherer versuchen zudem, durch Verschlechterung der Bedingungen ihre Risiken bzw. Schadenaufwendungen zu begrenzen. Bei größeren, industriell betriebenen Anlagen herrscht aber auch hier weiterhin großer Wettbewerb. Insbesondere wenn größere Portfolien einzelner Maklerhäuser vermarktet werden, können sehr gute Konditionen erzielt werden. 

Photovoltaik

Hier hat sich ein weitestgehend stabiler Markt auf niedrigem Prämienniveau herausgebildet. Die Forderungen der Versicherer, vor allem nach einem adäquaten Diebstahlschutz für Bodenanlagen, nehmen allerdings zu. Die Anzahl der Anbieter ist eher etwas zurückgegangen.

Schäden durch Diebstahl und Elementargefahren (insbesondere im Ausland) bestehen unverändert. Hier fordern die Versicherer eine striktere Prüfung der Risikosituation. 

Aufgrund des Preisverfalls bei den Modulen ist ein Trend zur Reduzierung der Versicherungssummen, vor allem bei Altanlagen, zu beobachten, dem die Versicherer auch in Teilen folgen.

Bauleistungs-/Montageversicherung

Bedingt durch das weltweit immer noch niedrige Zinsniveau und die in den meisten Ländern anhaltend gute Konjunktur, gibt es bei den Industrieunternehmen eine hohe Investitionsbereitschaft und hohe Bauinvestitionen in Wohnungen und Gewerbeimmobilien. Dies erhöht natürlich die Nachfrage nach entsprechenden Versicherungslösungen zur Absicherung der Investitionen. 

Besonders nachgefragt sind sog. kombinierte Bauleistungs-/Montage-/Haftpflichtdeckungen. Diese sichern die Bauherren und alle am Projekt beteiligten Unternehmen optimal ab und entlasten die Bauherren von finanziellen Aufwendungen und Streitigkeiten.   

Markttrend 2018

Unsere Einschätzung, wonach es im Bereich der technischen Versicherungen in 2018 zu keinen großen Veränderungen im Vergleich zu den Vorjahren kommt, hat sich bestätigt. Eine immer noch große Anzahl von Versicherern – einige Versicherer haben sich zurückgezogen, neue Versicherer sind hinzugekommen – sorgen für einen gesunden Wettbewerb und stabile Preise. Neu am Markt tätige Versicherer versuchen, sich Wettbewerbsvorteile durch eine etwas unkompliziertere Risikoübernahme und attraktive Konditionen zu verschaffen. 

Bei Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Diesen Beitrag teilen