Kfz/Fuhrpark

Kostendruck in der Kfz-Versicherung

Schadenaufwand wächst kontinuierlich an

Marktsituation

Fahrzeugzahl und Schadenkosten steigen

Der deutsche Kfz-Versicherungsmarkt ist seit Jahren geprägt durch intensiven Wettbewerb und Kostendruck.

Derzeit sind die Einnahmen der Kfz-Versicherer so hoch wie nie, die Zahl der versicherten Fahrzeuge wächst und wächst. Die Versicherer hatten zum Beispiel im Jahr 2018 Haftpflichtverträge für 65,2 Millionen Fahrzeuge abgeschlossen. Im Jahr 2019 war es eine Million Fahrzeuge mehr. Dies ist bei gut 80 Millionen Einwohnern in Deutschland eine sehr hohe Zahl.

Auch der Schadenaufwand steigt seit dem Jahr 2014 kontinuierlich. Die Versicherer haben im Jahr 2019 Schäden in Höhe von schätzungsweise 24,6 Milliarden Euro bezahlt, im Jahr 2001 waren es noch 20,6 Milliarden Euro. Die Zahl der Schäden geht zwar unter anderem aufgrund von Fahrassistenzsystemen zurück, durch die neue Technik steigen aber die Reparaturkosten je Schaden deutlich an. Die steigenden Schadenkosten überkompensieren also im Moment noch die sinkende Schadenfrequenz.

Nachdem die Schaden-Kosten-Quote im Jahr 2018 bei 96 Prozent lag, ist das Jahr 2019 bei etwa 99 Prozent ausgelaufen. Die abschließenden Zahlen des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) liegen aktuell noch nicht vor. Im Flottengeschäft rechnen die Versicherer für das abgelaufene Jahr 2019 mit einer noch höheren Schaden-Kosten-Quote von 104 Prozent und werden daher erneut Verluste schreiben. Somit werden sie natürlich weiter versuchen, aus den roten Zahlen zu kommen, um das Geschäft rentabel zu gestalten. Flotten mit sehr hohen Schadenaufwendungen oder erhöhten Schadenfrequenzen müssen daher auch in Zukunft mit Beitragserhöhungen der Versicherer rechnen.

Haftung für Gespanne seit 2010

Als Folge des überraschenden Urteils des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2010 haftete bei einem Schaden der Versicherer eines Kfz-Anhängers zu gleichen Teilen wie der des ziehenden Fahrzeugs.

Waren beide Fahrzeuge von ein und demselben Versicherungsnehmer bei ein und demselben Risikoträger versichert, änderte sich nichts für den Kunden. Schlimmstenfalls untersagte der Versicherer die Nutzung der Hänger durch Dritte. Oder er sanktionierte mit einer hohen Selbstbeteiligung im Schadenfall.

Anders sah es bei abweichenden Haltern des Gespanns aus. Da der Versicherer des Hängers die Kosten zur Hälfte übernehmen musste, verlangte der Versicherer eine risikogerechte Prämie. Ein Vermieter von Anhängern hatte somit das Problem, dass sein Flottenversicherungsvertrag mit Schadenzahlungen belastet wurde, auf deren Entstehen er keinen Einfluss hatte. Vermieter von Anhängern gerieten in existenzielle Probleme, überproportional große Anhängerflotten wurden kaum noch versichert, weil das Risiko nicht beeinfluss- und kalkulierbar war. Waren Trailer im Ausland zugelassen, führte dies in Einzelfällen sogar zu Deckungslücken aufgrund abweichender gesetzlicher Regelungen zur Pflichtversicherung bei Anhängern.

 

Markttrend

Haftung für Gespanne ab 2020

Zum 17. Juli 2020 hat der Gesetzgeber das alte Recht wiedereingeführt. Demnach haftet – von Ausnahmen abgesehen – nur der Halter und damit der Versicherer des ziehenden Fahrzeugs. Damit sind Verleih und Vermietung von Anhängern und Aufliegern zumindest in der Kfz-Haftpflichtversicherung nicht weiter problematisch und werden in Zukunft zu keiner spürbaren Mehrprämie führen.

Auswirkungen von COVID-19

Die in der COVID-19-Krise geltenden Ausgangsbeschränkungen wirken sich auch auf den Straßenverkehr aus. Die Versicherer erwarten deshalb weniger Unfälle und weniger Schäden. Welchen Einfluss das auf die Tarife im kommenden Jahr 2021 haben wird, kann man heute noch nicht seriös abschätzen. Hier geht man von einer sehr dynamischen Entwicklung aus.

Sinkende Unfallzahlen und fallende Beitragseinnahmen im laufenden Jahr – das ist eine verzwickte Lage für die Kfz-Aktuare bei den Versicherern. Die Kalkulation von einträglichen und gleichzeitig wettbewerbsgerechten Beiträgen dürfte dieses Jahr für sie besonders herausfordernd werden.

Wegen sinkender COVID-19-Fallzahlen wurden die Beschränkungen gelockert, dadurch nimmt der Verkehr wieder zu, was sich vermutlich auch im Schadengeschehen widerspiegeln wird. Erste Gespräche mit den Versicherern bestätigen diesen Trend.

Zeichnungspolitik und Prämienfindungen

Beim Thema Zeichnungspolitik lässt sich seit Jahren eine Veränderung beobachten: Die Versicherer steigen entweder aus dem Flottengeschäft komplett aus oder reduzieren ihre Risikogruppen. So gibt es nur noch sehr wenige Anbieter beispielsweise für Mietwagenflotten, schweres Geschäft wie Kranversicherer oder Gefahrguttransporte. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen.

Ähnlich verhält es sich bei den Prämienfindungen. Sie richten sich nicht mehr ausschließlich nach den Schadenaufwendungen, sondern auch immer mehr nach der Anzahl der Schäden und nach den Rückstellungen für Großschäden. Die meisten Versicherer sehen keinen Spielraum für große Prämiensenkungen, wobei individuelle Prüfungen und Verhandlungen zu rahmenvertraglichen Vereinbarungen immer möglich sind. Natürlich kann man auch hier den Wettbewerb am Markt zu seinen Gunsten nutzen.

Wir als Ihr Makler werden uns gegenüber den Versicherern für Ihre Belange einsetzen und für Sie die bestmöglichen Ergebnisse verhandeln und umsetzen.

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