Kfz/Fuhrpark
LEICHTES SPIEL FÜR AUTODIEBE
Keyless-go-Techniken sind sehr bequem: Zum Öffnen und Starten ihres Fahrzeugs müssen Fahrerin oder Fahrer noch nicht einmal mehr den Schlüssel aus der Tasche nehmen. Die Tür öffnet sich wie durch Zauberhand von selbst, die Zündung wird eingeschaltet. Gerade in den modernen Geschäftsflotten sind oft hochwertige Leasingfahrzeuge vorhanden, die über diese Technik verfügen. Aber Achtung: Autodiebe nutzen die komfortable Lösung, um die Fahrzeuge zu stehlen. Auch ein Diebstahl auf diese Weise ist versichert, aber die Regulierung kann viel Zeit in Anspruch nehmen.
Ein Keyless-Schlüssel sendet ein permanentes Funksignal aus, das vom Auto erkannt wird. Wird dann der Türgriff berührt, öffnet sich die Zentralverriegelung. Die Autodiebe nutzen genau dieses Prinzip aus. Sie verwenden Geräte zur Verlängerung von Funkwellen, um die Technik auszutricksen. Das im Internet verfügbare oder selbstgebaute Gerät wird nahe dem Autoschlüssel positioniert, also etwa vor einem Haus. Ein Komplize steht mit einem zweiten Gerät am Auto und fängt das Signal auf. Dem Fahrzeug wird dadurch vorgetäuscht, dass sich der Schlüssel in der Nähe befindet. Mit den Geräten lassen sich die Signale um hunderte Meter verlängern, hat der ADAC herausgefunden. Der Automobilclub bemängelt in einer Veröffentlichung aus dem Februar 2019, dass sich Autos mit einem Keyless-System sehr einfach knacken lassen und fordert die Hersteller zur Nachbesserung auf.
Denn laufe der Motor erst einmal, bleibe er auch ohne Schlüssel so lange in Betrieb, wie Sprit im Tank sei. Werde bei laufendem Motor nachgetankt, könne das gestohlene Fahrzeug problemlos über weite Strecken entführt werden, schreibt der ADAC auf seiner Internetseite.
Laut einem Bericht des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sind im Jahr 2017 insgesamt 17.493 vollkaskoversicherte Pkw gestohlen worden. Besonders beliebt bei Kraftfahrzeugdieben sind hochwertige Fahrzeuge. Die Hitliste führen Land Rover und Porsche an, unter den besonders häufig gestohlenen Modellen finden sich die Oberklasse-SUVs und Limousinen von Audi-, BMW und Mercedes. So erklärt sich, dass zwar die Zahl der Diebstähle im Vergleich zu den Vorjahren gesunken, aber der Schadenaufwand der Versicherer insgesamt auf 323,7 Millionen Euro gestiegen ist. Die durchschnittliche Entschädigung pro Diebstahl lag bei rund 18.500 Euro, heißt es auf der Internetseite des GDV.
Berlin, Hamburg, Leipzig, Hannover und Dresden waren laut GDV die Großstädte, in denen besonders viele Fahrzeuge gestohlen wurden. Wie viele davon mit den Komfort-Schlüsselsystemen ausgestattet waren, ist nicht ermittelt. Eine schnelle Internet-Recherche zeigt aber schon auf, dass die Diebstähle solcher Fahrzeuge zunehmen.
Die Polizei rät unter www.polizei-beratung.de Besitzern von Keyless-go-Fahrzeugen, den Schlüssel nie in der Nähe der Haus- oder Wohnungstür abzulegen beziehungsweise das Funksignal durch eine Aluminiumhülle abzuschirmen. Das lasse sich schnell selbst testen: „Nur, wenn das Fahrzeug sich nicht einmal dann öffnet, wenn Sie den ,abgeschirmten‘ Schlüssel direkt neben die Fahrzeugtür halten, haben auch die Diebe mit dieser Technik keine Chance.“ Beim Aussteigen solle man zudem darauf achten, ob Personen mit Aktenkoffern sich in der unmittelbaren Nähe bewegen. Dabei könne es sich um professionelle Diebe handeln. Letztlich lohne sich auch, beim Hersteller des Fahrzeugs zu fragen, ob der Komfortzugang temporär deaktiviert werden könne. Manche Hersteller böten diese Funktion.
Internet-Vernetzung als Sicherheitslücke
Ein weiteres Einfallstor für Diebe bietet die Vernetzung der Fahrzeuge über das Internet. Wird eine E-Mail abgefangen, in der das Passwort zu finden ist, ist das Auto schnell per Smartphone geöffnet. Der Dieb weiß dann auch gleich noch, wo der Wagen steht und wie viel Benzin noch im Tank ist.
Der Displayschlüssel birgt Gefahren
Für einen Aufpreis besteht bei einigen Herstellern die Möglichkeit, einen Displayschlüssel als Zubehör zu bestellen. Mit diesem Schlüssel können unter anderem Rangiermanöver in engen Parkräumen von außerhalb des Fahrzeugs gesteuert werden. Der Akku im Displayschlüssel muss regelmäßig aufgeladen werden. Das geht bei einem deutschen Hersteller beispielsweise über eine Lademöglichkeit in der Mittelkonsole
Leider vergessen Fahrer immer wieder, den Schlüssel nach Ende der Fahrt aus der Mittelkonsole zu entnehmen. Eine sehr willkommene Einladung für unberechtigte Fahrer.
Der Versicherungsschutz
Falls ein Fahrzeug entwendet wird, leistet der Versicherer nur, sofern neben der Haftpflicht-Versicherung auch eine Kasko-Deckung besteht.
In den Kasko-Bedingungen der meisten Versicherer ist das Risiko der Totalentwendung versichert. Der GDV weist auch darauf hin, dass die Kaskoversicherung zahlt, egal wie schnell oder einfach das Auto geknackt wurde.
Sicherlich wird aber jeder Versicherer im Schadenfall genauestens prüfen, ob eventuell eine Fahrlässigkeit des Halters, des Fahrers beziehungsweise des Versicherungsnehmers vorliegt. Je nach Grad der Fahrlässigkeit wird der Versicherer versuchen, diese Fahrlässigkeit als Grund für eine mögliche Leistungskürzung heranzuziehen. Die intensive Prüfung und Recherche der Versicherer führt aber definitiv zu einer erheblichen Verzögerung der Schadenregulierung.
Anders verhält es sich bei Displayschlüsseln, die im Fahrzeug vergessen werden. Wird das Fahrzeug entwendet, unterstellt der Versicherer regelmäßig ein grob fahrlässiges Verhalten und kürzt die Entschädigungs-Leistung in der Regel um mindestens 50 Prozent.
Ist ein Fahrzeug geleast, kann der Leasinggeber – je nach Leasing-Vereinbarung – außerdem die Differenz zwischen Zeit- und Leasing-Restwert geltend machen. Aus diesem Grund wird bei geleasten Fahrzeugen der Einschluss des zusätzlichen Bausteins, der „GAP-Deckung“, zur Schließung der Lücke empfohlen.
Bei Fragen zu diesemThema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.