Cyber/D&O

Massive Verschlechterung bei Financial Lines

COVID-19-Krise hat Marktverhärtung massiv verstärkt

D&O-VERSICHERUNG

Marktsituation

Seit dem zweiten Halbjahr 2019 ist im Segment der D&O-Versicherungen eine Marktverhärtung erkennbar. Durch die COVID-19-Krise hat sich diese Entwicklung massiv verstärkt. Diese aktuelle Veränderung des D&O-Versicherungsmarktes sehen wir mit 30 Jahren Markterfahrung nach den Ereignissen 9/11 erstmalig wieder so in Deutschland.

Bei Konzernrisiken, aber auch bei komplexen mittelständischen Verträgen zeichnen sich drei Tendenzen ab:

  • Prämienerhöhungen
  • Reduzierungen von Versicherungssummenkapazitäten
  • Einschränkungen von Bedingungen

Auch im Bereich der kleinen und mittelständischen Kunden (Firmen und Industrie) werden Prämien angehoben und Zeichnungsvorgaben verschärft. Das geschieht jedoch noch nicht flächendeckend.

Versicherer, die in der Vergangenheit besonders stark als Grundversicherer und bei internationalen Versicherungsprogrammen engagiert waren, verkünden, dass sie auch im Bereich der D&O-Versicherungen in den Jahren 2019 und davor Schaden-Kosten-Quoten von über 100 Prozent zu verzeichnen hatten. Aus diesen Gründen wollen sie ihr Portfolio konsequent überprüfen und „sanieren“. Dieser für den deutschen Markt neue Trend hat sich in anderen Märkten wie im Vereinigten Königreich (UK) und den USA bereits in den vergangenen 18 Monaten durch erhebliche Prämiensteigerungen angekündigt.

„Red Flag“-Branchen in den Zeichnungsrichtlinien

Zu beobachten ist darüber hinaus, dass einige Versicherer bestimmte Wirtschaftszweige im Rahmen der internen Underwriting-Vorgaben als „Red Flag“-Branchen einstufen, das heißt: Es bestehen Zeichnungsverbote für das Neugeschäft und Zeichnungsvorgaben für intensive Einzelfallprüfung bis hin zur Vertragskündigung. Besonders betroffen sind unter anderen die mittelständischen Automobil-zulieferer. Stand die Branche bereits vor COVID-19 durch die Umstellung auf die Elektromobilität im Fokus, so hat der Umsatzeinbruch durch den Lockdown sie tief in die Krise gestürzt.

Insofern müssen sich speziell die Manager von Kfz-Zulieferern auf Limitreduzierungen und auf höhere Prämien einstellen. Auf welcher Zulieferer-Stufe und Risikoklasse (Tier 1, 2 oder 3) steht das jeweilige Unternehmen zum OEM? Ist das Produkt zukünftig auch für Elektrofahrzeuge geeignet? Wie sieht die Umsatzentwicklung in 2020 aus? Diese Fragen werden gestellt.

Aktuelle Kennzahlen und Corona-Fragen für die Risikoprüfung

Benötigte man für die Prolongationsverhandlungen bisher nur den jüngsten Jahresabschluss, verlangen die Versicherer seit neuestem zusätzlich eine aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) und stellen gezielte „Corona-Fragen“, um die finanzielle und wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens in den Jahren 2020 und 2021 abschätzen zu können.

Insolvenzwelle befürchtet

Durch die COVID-19-Krise ist mit einer erheblichen Zunahme von Unternehmensinsolvenzen zu rechnen. Kreditversicherer wie Euler Hermes avisieren in neuesten Publikationen eine Flut von Unternehmensinsolvenzen. Prognostiziert wird eine Steigerung weltweit um 30 Prozentpunkte, in Deutschland um 12 Prozentpunkte.

Der Gesetzgeber hat die Insolvenzantragspflicht (§15a InsO) bis zum 30. September 2020 ausgesetzt. Es gelten modifizierte Regeln zur persönlichen Haftung für Zahlungen nach Eintritt der Insolvenzreife. Nach Ablauf dieser Frist wird Ende 2020 und im Laufe des Jahres 2021 mit einem starken Anstieg der Insolvenzen in Deutschland, speziell aus dem Mittelstand, gerechnet.

Dabei ist das Insolvenzrisiko eines der größten Schadenrisiken für die D&O-Versicherer. Die zu erwartenden Rechtsstreitigkeiten bergen für die Versicherer die Gefahr hoher Schadenzahlungen. Um ihre eigenen Risiken zu minimieren, werden die Versicherer die Vertragsbedingungen derjenigen Unternehmen, die aus ihrer Sicht gefährdet sind, mit einem Insolvenzausschluss versehen.

Weitere Risikobegrenzungen und Ausschlüsse

Auch der Wettbewerb mit bislang äußerst kundenfreundlichen Versicherungsbedingungen wird sich in den nächsten Monaten und Jahren verändern. Einige Versicherer versuchen, neue Ausschlüsse in die D&O-Verträge aufzunehmen, zum Beispiel einen Cyberausschluss bei negativer Bewertung des IT-Systems.

Einzelne Risikoträger erwägen zudem die Aufnahme eines Corona-Ausschlusses, wenn die Antworten auf die „Corona-Fragen“ ein negatives Prüfergebnis zur Folge haben. Dabei sind die Fragen der Versicherer teilweise gezielt als neues Warranty-Statement zum Vertrag zu betrachten, das bei falscher oder fehlerhafter Beantwortung im konkreten Schadenfall zu Einwendungen des Versicherers bis hin zur Versagung des Versicherungsschutzes führen könnte.

Zu beobachten sind zudem höhere Zuschläge für die vertraglich vorgesehenen Nachmeldefristen sowie für die Streichung von Klauseln wie die „Wiederauffüllung der Versicherungssumme bei Verbrauch im Schadenfall“.

Rückzeichnung der Limite

Versicherer, die in der Vergangenheit besonders stark und mit hohen Kapazitäten von bis zu 25 Millionen Euro in Grundverträgen engagiert waren, überprüfen bei anstehenden Prolongationen und Vertragserneuerungen (Renewals) ihre Engagements genau. Underwriting-Vorgaben für Konzernkunden und für große mittelständische Unternehmen wurden so erheblich verschärft.

Namhafte Risikoträger wie AGCS, Zurich, Axa XL, QBE und HDI Global Specialty SE setzen konsequent die Rückzeichnung ihrer maximalen Kapazitäten auf 15 beziehungsweise 10 Millionen Euro um.

Diese Wendung führt dazu, dass einige Dax- und MDax-Unternehmen ihre hohen Kapazitäten von mehr als 200 Millionen Euro selbst unter Zuhilfenahme anderer Märkte nicht mehr komplettieren können. Diese Rückzeichnung der Limite verursacht für die betroffenen Konzerne erhebliche Probleme. Gerade bei Programmen mit höheren Limiten fehlen diese Kapazitäten. Neue Risikoträger sind teilweise nicht bereit, kontinuitätswahrend durch Bereitstellung einer Rückwärtsdeckung die Lücken zu schließen.

Im schlimmsten Fall wird man gezwungen sein, ganze Versicherungsprogramme zu beenden und die Nachmeldefristen auszulösen, um gleichzeitig neue Vorwärtsdeckungen aufzubauen.

Die Zahl der Anbieter sinkt weiter

Neugeschäft steht bei vielen Versicherern in diesen Monaten nicht mehr im Mittelpunkt. Zu beobachten ist in Deutschland vielmehr ein restriktiveres Zeichnungsverhalten bis hin zur Einstellung des Neugeschäfts – wie zuletzt durch die AXA XL im Juli 2020. Nischen- oder Spezialversicherer wie Starstone stellen ohne großen Vorlauf ihr Geschäft ein.

Weitere Versicherer signalisieren, dass sie derzeit keinen Appetit haben, weiteres Neugeschäft im Bereich Konzernkunden mit einem Attachment unterhalb eines Limits von 50 Millionen Euro zu zeichnen.

Im Ergebnis reduziert sich die Anzahl der Anbieter, die speziell als Führungsversicherer für Grundverträge in internationalen Versicherungsprogrammen in Betracht kommen, weiter.

Prämienerhöhungen sind zu erwarten

Die Prämienmehrforderungen für Industrie und Konzerne variieren je nach Risiko, Branche und Historie des Kunden zwischen 30 Prozent und 400 Prozent im Vergleich zur Vorjahresprämie – und dies wohlgemerkt auch bei schaden- und umstandsmeldefreien Verträgen.

Eine erste Reaktion auf Seiten der Versicherungsnehmer zeigte der E-Autobauer Tesla. Medienberichten war zu entnehmen, dass sich der Konzern wegen der immensen Prämienhöhe dazu entschieden hat, keine D&O-Versicherung für das Jahr 2020 abzuschließen.

Aktuelle Schadenentwicklungen wirken sich zudem auf den internationalen und auf den deutschen Markt aus. So berichten Medien von einem Schaden in Höhe von 600 Millionen US-Dollar durch Teva Pharmaceuticals. Das Unternehmen soll in Preisabsprachen verstrickt sein, um die Kosten für Generika zu erhöhen.

Auch der jüngste Finanzskandal rings um das Dax-Unternehmen Wirecard könnte als Schadenfall den deutschen D&O-Markt weiter restriktiv beeinflussen.

 

Markttrend

Speziell für Großkunden ist der Ausblick auf das Thema D&O-Versicherung düster. Weniger Anbieter, reduzierte Kapazitäten, Verträge, die in den Run-off geschickt werden, sowie erhebliche Prämiensteigerungen werden das Bild in den nächsten Monaten prägen.

Mit diesen Maßnahmen saniert der deutsche Versicherungsmarkt konsequent seine Bestände, denn in den Vorjahren sind durch Überangebote die Prämien immer weiter in den Verfall geraten. Die COVID-19-Krise und drohende Insolvenzen 2020 und 2021 verschärfen das Problem weiter.

Der US- und der UK-Markt sind dem deutschen Markt rund 18 Monate mit der Sanierung voraus, und ein Ende dieses Trends ist dort zurzeit nicht erkennbar.

Lediglich für das Gewerbe- und Mittelstandsgeschäft und gut verlaufende Risiken ohne starke Schadenbelastung in diesem Segment wird aktuell noch keine flächendeckende Prämiensteigerung zu erwarten sein. Trotzdem werden „Rate on Lines“ für kleinere und gute Risiken von 0,6 Promille bis 1,0 Promille je 1 Million Euro Versicherungssumme schwieriger oder dauerhaft nicht mehr darstellbar sein.

Um Sie in diesen schwierigen Zeiten zu begleiten, bedarf es bester fachlicher Expertise, bester Konditionen, die durch Ihren Makler ausgehandelt wurden, und entsprechender Marktkenntnis. Diese stellen wir gern für Sie zur Verfügung.

 

VERTRAUENSSCHADENVERSICHERUNG

Marktsituation

Schäden nehmen zu

Unverändert nimmt die Anzahl der Vermögensschäden in Deutschland zu: Immer wieder kommt es zu Fehlüberweisungen und gefälschten Rechnungen oder E-Mails mit falschen Absendern bis hin zu Fake-President-Fraud-Fällen. Kein Unternehmen ist vor einem derartigen Angriff sicher.

Unternehmensinterne Richtlinien zur Kontrolle und Aufdeckung derartiger Betrugsmaschen sind wichtig. Die regelmäßige Sensibilisierung der Mitarbeitenden durch Schulungen und Tests ist maßgeblich, um solche Angriffe aufzudecken und Schaden zu verhindern.

Die Vertrauensschadenversicherung hat sich als wesentliche Ergänzung im Versicherungsportfolio eines Unternehmens etabliert, da sie speziell Veruntreuungs- und Betrugsrisiken durch eigene Mitarbeitende, aber auch durch Dritte, absichert. Die aktuellen Schadenzahlen zur Vertrauensschadenversicherung singen aber ein Lied davon, dass trotz interner Schulungen und Sensibilisierung die Schäden zunehmen.

Markttrend

Aktuell kann noch keine negative Auswirkung auf die Prämien und Bedingungen durch die COVID-19-Krise beobachtet werden. Der Markt der Vertrauensschadenversicherung bleibt mehr oder minder stabil, wobei Prämienreduzierungen unverändert nur im Einzelfall möglich sind. Auch die Anzahl der Anbieter bleibt gleich. Da jedoch einige Cyberversicherer Fake-President-Fraud-Risiken nicht mehr oder nur mit geringeren Sublimiten zeichnen, ist die Vertrauensschadenversicherung ein wichtiger Baustein im Versicherungsportfolio.

 

CYBERVERSICHERUNG

Marktsituation

Konditionen verändern sich

Auch der Cybermarkt befindet sich in einem Veränderungsprozess. Die Versicherer konzentrieren sich im Underwriting gezielt auf die individuelle Risikobewertung. Hohe Kapazitäten, also Deckungssummen einzelner Versicherer von bis zu 50 Millionen Euro, wie sie vor ein bis zwei Jahren möglich waren, sind kaum noch erhältlich. Die maximale Kapazität je Vertrag liegt zumeist bei 15 Millionen Euro, in Ausnahmefällen bei 25 Millionen Euro.

Die COVID-19-Krise hat mit der Verlagerung von Tätigkeiten ins Homeoffice nicht nur die Arbeitslandschaft neu geprägt, sondern auch die Risiken von Hackerangriffen auf die in kürzester Zeit ausgeweiteten Systeme der Unternehmen vergrößert. Die Versicherer sehen diese Gefahrerhöhung. Sie setzen in Anlehnung an die Empfehlungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gewisse technische Mindeststandards für die Implementierung und Ausweitung der Homeoffice-Systeme bei den Kunden voraus. Viele Versicherer verzichten für die Zeit der COVID-19-Krise auf eine Anzeigepflicht im Rahmen der Gefahrerhöhungsklausel.

Die Preisgestaltung bei den Cyberversicherungen für Industrie- und Firmenkunden ist stabil geblieben. Digitale Ausschreibungsplattformen haben sich speziell für das KMU-Geschäft etabliert und führen zu einem beschleunigten Abschluss.

Bei komplexen Risiken ist jedoch der persönliche Dialog zwingend erforderlich, der aufgrund der COVID-19-Beschränkungen mittels Videokonferenz abgehalten wird. Nach wie vor liegen zwischen der ersten Angebotsanfrage und dem Abschluss der Verträge einige Monate, denn der Dialogprozess betrifft oftmals mehrere Abteilungen des Kunden. Dadurch verzögert sich die Informationsbeschaffung.

Cyberversicherungen werden verstärkt nachgefragt. Auffällig ist, dass die Versicherer in der COVID-19-Krise ihre Konditionen, speziell die Prämien, verändert haben. Bindefristen für ältere Angebote werden in jüngster Zeit nicht mehr verlängert. Kunden, die zu lange mit ihrer Entscheidung gewartet haben, müssen sich mit verschlechterten Angebotskonditionen und höheren Prämien abfinden.

Unverändert konzentrieren sich die Versicherer bei der Risikobetrachtung auch auf etwaige Kumulthemen und Überschneidungen mit anderen Sparten. Besonderes Augenmerk sollten die Unternehmen vor Vertragsabschluss auf die Subsidiaritätsklauseln in den verschiedenen Versicherungssparten legen, die sich womöglich überschneiden. Anderenfalls könnte es zu Problemen in der Schadenbearbeitung kommen, da sich die Versicherer die Zuständigkeiten gegenseitig zuschieben könnten. Darum ist es umso wichtiger, die verschiedenen Deckungen und Kostenbausteine aufeinander abzustimmen.

Markttrend

Im Vergleich zu den Entwicklungen in der D&O-Versicherung ist der Cybermarkt stabil. Mittelständische Unternehmen haben im Rahmen der Cyberversicherung die Möglichkeit, gegen attraktive Konditionen zusätzlich IT-Beratungsdienstleistungen und Risikoberatungen zu buchen, zum Beispiel um Krisenpläne zu entwickeln, Stresstests durchzuführen oder die Systeme sicherheitstechnisch aufzubauen. Bei schadenbelasteten Verträgen und schwierigen Risiken ist mit einer Prämienerhöhung zu rechnen.

 

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