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Clevere Konzepte gegen Waldbrandgefahren

Die Wildfires-Katastrophe im US-Bundesstaat Kalifornien und ihre Folgen sorgen weltweit für Entsetzen. Die Risiken von Waldbränden frühzeitig zu erkennen und abzusichern, ist auch in Deutschland eine Herausforderung und dringend erforderlich.

Extremwetter-Ereignisse wie sommerliche Hitze und Trockenheit belasten die Waldgebiete kontinuierlich – ebenso wie Stürme und Starkregen. Wenn es um Konzepte zur Vorbeugung und Maßnahmen gegen die Gefährdung durch Brandherde in Wäldern geht, ist die Zusammenarbeit relevanter Akteure die entscheidende Basis, um gezielt vorzubeugen. Thomas Hergarten, Spartenleiter Sachversicherung von deas, befasst sich detailliert mit dieser Thematik, um die Industriekunden nachhaltig zu beraten und abzusichern.
 

Leichte Erholung, aber langfristige Schäden

„Zu den gravierenden Folgen des Klimawandels zählt auch hierzulande eine erhöhte Waldbrandgefahr, wobei es regionale Unterschiede gibt“, erklärt Thomas Hergarten. Die Kombination aus längeren und intensiveren Trockenperioden mit einem durch Umwelt- und Klimaeinflüsse geschwächten Wald, führt zu einem Anstieg der Gefahr. Die Situation der Wälder verdeutlichen die Ergebnisse der aktuellen Waldzustandsberichte 2024, die für die Bundesländer Baden-Württemberg und Hessen bereits veröffentlicht worden sind. Die gute Nachricht: Für Wälder brachte das regenreiche Jahr eine leichte Erholung. Allerdings bleibt die Vitalität vieler Bäume durch die klimatische Belastung der hitzereichen Jahre zuvor weiter geschwächt. Durch extreme Trockenheit sind Schäden in den Baumkronen entstanden, durch intensive Austrocknungen des Waldbodens können Wurzeln in einem erheblichen Umfang absterben und die symbiotische Wirkung von Pilzen und Baumwurzeln stark geschädigt werden. Unter Schädigungen im Wurzelbereich kann zudem die Nährstoff- und Wasseraufnahme von Bäumen langwierig leiden.


Weitreichende Maßnahmen zur Brandvorbeugung

Insgesamt gibt es rund 11,5 Millionen Hektar Wald in Deutschland, von denen ungefähr 500.000 Hektar wieder aufgeforstet werden müssen. Dabei sind die größten Schäden bei Nadelwaldbeständen, vor allem bei Fichten, entstanden. Weil viele Bäume durch die extreme Trockenheit der vergangenen Jahre geschwächt waren, wurden sie von Borkenkäfern angefallen, die extreme Schäden angerichtet haben. Gerade diese Bäume oder Teile eines Waldes und Bereiche mit Totholz führen im Brandfall zu einer deutlich schnelleren Ausbreitung eines Feuers. Deshalb sind weitreichende Maßnahmen erforderlich, um Brandrisiken nachhaltig zu minimieren. Waldeigentümer und Bewirtschafter, Feuerwehr und weiterte Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, politische Entscheider und Verwaltungen, Umweltschutz, Denkmalschutz sowie Anwohner und Unternehmen in der Nähe von Waldgebieten gilt es in die Planungen und die Projekt-Realisierung frühzeitig einzubeziehen. Neben Hinweisen zu Brandrisiken durch die kritischen Zustände der Wälder, ist auch deren Ökosystemfunktion durch die Extremwetterlagen stark gefährdet. Auf ausgeprägte Dürreperioden folgten 2024 außergewöhnliche Starkregenphasen und lange andauerndes Flusshochwasser. Nichtsdestotrotz bleibt in den Wäldern, gerade in den Sommermonaten, erhöhte Brandgefahr ein zentrales Problem.


Menschliches Fehlverhalten als Brandursache

„Wenn es um Brandfälle in Waldgebieten geht, resultieren diese überwiegend aus fahrlässigen menschlichen Aktivitäten“, betont Thomas Hergarten. Jedes Jahr veröffentlicht das Umwelt-Bundesamt eine Waldbrandstatistik mit speziellen Auswertungen, inklusive regionaler Faktoren und Erkenntnisse. Demnach sind nur 3 Prozent der Brände auf natürliche Ursachen und 97 Prozent auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Dabei handelt es sich überwiegend nicht um Brandstiftungen, sondern oftmals um versehentliche, nicht vorsätzliche Vorfälle, die in Kombination mit witterungsbedingten Situationen wie Hitze, Sonneneinstrahlung, und Trockenheit sowie der Wald- und Bodenstruktur zu Bränden führen. Ein reiner Kiefernwald hat, wie Experten erklären, das höchste Brandrisiko, da hier viel totes brennbares Material auf dem Boden liegt. Wenn es zu brennen beginnt, ist entscheidend, ob und wie schnell sich das Feuer ausbreitet. Bei einem klassischen Misch- oder Buchenwald ist es im Sommer zwar auch trocken am Boden, aber das Laub brennt sehr schlecht. Deshalb entsteht hier meistens nur ein kleines Bodenfeuer, was dann schnell erstickt, da nicht genügend Brandmaterial vorhanden ist. 


Aufklärung der Bevölkerung enorm wichtig

Wie können Waldbesitzer mit Brandschutz-Maßnahmen konkret vorbeugen? „Sie sollten zum Beispiel Schilder aufstellen, um Spaziergänger zu sensibilisieren und auf Feuer- sowie Rauchverbote aufmerksam zu machen“, sagt Thomas Hergarten. Auch Grillhütten an sicheren Standorten können Sinn ergeben, damit Wanderer nicht auf die Idee kommen, irgendwo im Wald ein Feuer anzuzünden, sondern diese hierfür eingerichteten Stellen zu nutzen. Hinweisen sollte man auch darauf, dass Müll – insbesondere Scherben – im Wald nichts zu suchen haben, denn neben der Umweltgefährdung führt dies häufig zu Brandgefahren. Zudem sollte Sorge dafür getragen werden, dass sich ein Feuer im Fall der Fälle nicht ausbreiten kann und kein Großbrand entsteht.


Potenziellen Feuerwehreinsatz berücksichtigen

Vieles hängt davon ab, ob es sich um einen reinen Nadel-, Misch- oder Laubwald handelt. Ein reiner Nadelwald brennt sehr schnell – vor allem, wenn viele Kiefern vorhanden sind, deren Harz auch brennbare, ätherische Öle enthält, die ein Feuer noch mehr anfachen. Bei einem Mischwald mit unterschiedlichen Altersstrukturen ist die Gefahr deutlich geringer. „Aber egal, um welchen Wald es sich handelt – es ist immer wichtig, auch einen potenziellen Einsatz der Feuerwehr zu berücksichtigen“, erklärt der Sachversicherung-Experte. „Diese einzubinden, ihr die Flächen zu zeigen und sie über Zufahrten und Zugänge zum Löschwasser aufzuklären, ist enorm wichtig und essenziell.“ Auch, weil sich Navigationssysteme im Wald nicht gut einsetzen lassen, ist eine Ortskenntnis durch vorherige Begehungen wichtig. Denn zum einen werden die Wege oft nicht richtig angezeigt und zum anderen fehlt die Angabe, ob sie mit einem Löschfahrzeug befahren werden können. Auch die Waldstruktur lässt sich beeinflussen – es kann allerdings Jahrzehnte dauern, bis diese optimal ausgelegt ist. 


So gelingt die Prävention vor Waldbränden am besten

Waldeigentümer können präventiv arbeiten, indem sie beispielsweise Brandschneisen setzen, die nicht bewachsen sind, damit sich ein Feuer nicht weiter ausbreiten kann. In der Vergangenheit wurden auch Riegel aus Rot-Eiche gesetzt. Dieser Baum kann zwar auch in Brand geraten, überlebt das in der Regel aber – ähnlich wie Robinien oder die spätblühende Traubenkirsche, die bei Waldbränden relativ resistent sind. Deshalb werden sie als eine Art Schutzriegel eingebracht, da Feuer sie nicht „überspringen“ kann. So kann das Ausmaß eines Brandes sehr geringgehalten werden. Generell gilt, dass nachhaltige und durchdachte Konzepte der beste Schutz vor Waldbränden und deren gefährlichen Auswirkungen sind.

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