Übergreifend

Das „Jahrhunderthochwasser“ an der Elbe – Ein Feuerwehrmann berichtet

Erfahrungen der vergangenen Hochwasser fließen auch in die Ausbildung ein

Extreme Wetterereignisse haben in der Vergangenheit in Deutschland immer wieder Todesopfer gefordert, Menschen schwer verletzt und große Schäden an Sachwerten verursacht. Die Hamburger Sturmflut vor fast 60 Jahren in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 mit 315 Toten, das Hochwasser an Oder und Elbe 2002 sowie die „Jahrhundertflut“ an Elbe und Donau 2013 haben sich tief in das kollektive Gedächtnis gegraben.

 

Sandsäcke befüllen als Präventionsmaßnahme

Feuerwehrmann Jörg Grabandt kann sich gut an die Hochwasserkatastrophe 2013 erinnern. Er gehört der Kreisfeuerwehr Hameln-Pyrmont an. Aber statt an den heimischen Ufern der Weser waren er und seine Feuerwehrkollegen im Juni 2013 an der Elbe gefordert.

Ein Teil der Bereitschaftseinheiten aus Hameln-Pyrmont war ab dem 5. Juni im Amt Neuhaus im Landkreis Lüneburg eingesetzt. „Wir befüllten damals innerhalb eines Tages im Schichtbetrieb 29.000 Sandsäcke“, erinnert sich Jörg Grabandt. Denn das Zurückhalten des Wassers hat oberste Priorität in der Vorsorgestrategie. Gearbeitet wurde Hand in Hand mit anderen Feuerwehreinheiten, der Bundeswehr, dem THW und weiteren Helfern.

 

Dankbarkeit beim Einsatz am Umspannwerk

Fast zeitgleich war Hilfe an anderer Stelle vonnöten. Zusammen mit Einheiten aus vielen Teilen Deutschlands rückten am 8. Juni 140 weitere Feuerwehrleute aus Hameln-Pyrmont in Richtung Magdeburg aus. Ihr Auftrag: „Deichverteidigung“ in der Nähe des Magdeburger Stadtteils Randau. Doch schnell war klar, dort war nicht mehr viel auszurichten. Der Deich brach, gegen den Druck des Wassers waren die Einsatzkräfte machtlos. Die Elbe drohte, ein Umspannwerk zu überschwemmen. Das musste unbedingt verhindert werden, um die Stromversorgung für große Teile der Stadt zu gewährleisten. Der tagelange und letztlich erfolgreiche „Kampf um das Umspannwerk“ gemeinsam mit Bundeswehr, THW und anderen ist in die Geschichte der Stadt Magdeburg und der beteiligten Hilfseinheiten eingegangen. „Für die Kameradinnen und Kameraden war dies bis dahin der längste, intensivste und größte Einsatz in der Geschichte unserer Kreisfeuerwehr“, sagt Jörg Grabandt.

Auch wenn die Tage an den Kräften zehrten und die Feuerwehrleute großen Gefahren ausgesetzt waren, so wirken die positiven Erlebnisse bis heute besonders nach. Die Bevölkerung, deren Hab und Gut teilweise in den Fluten versunken war, brachte ihren Dank gegenüber den Einsatzkräften mit Plakaten und Sachspenden zum Ausdruck. So konnten sich die Feuerwehrleute in den Pausen mit Kaffee, Kuchen und Pizza stärken.

 

Schon im Vorfeld Gefahren umschiffen

Eine dankbare Geste. Doch wie kann man solche Gefahren und Situationen umgehen? Schon beim Bau von Häusern oder Firmengebäuden können Vorkehrungen getroffen werden. „Es ist immer gut, wenn jeder selbst Vorsorge trifft, sofern er von Hochwasser gefährdet ist. Zum Beispiel mit einer günstigen Schmutzwasserpumpe aus dem Baumarkt oder einigen mit trockenem Sand gefüllten Jutesäcken. Wichtig ist, dass man sich nicht auf die Hilfe von außen verlässt, da die Hilfskräfte in der Regel nach Priorität und nicht nach Meldungseingang abarbeiten“, erklärt Feuerwehrmann Jörg Grabandt.

Lesen Sie hier Tipps: So schützen Sie Ihr Haus vor Hochwasser.

 

Und was hat die Feuerwehr gelernt?

Der Hochwasserschutz ist seit den Ereignissen 2002 und 2013 allerorts verbessert worden. Dennoch treten immer wieder Flüsse und Bäche über die Ufer, oder Felder können die Regenmengen nicht mehr aufnehmen. Was hat die Feuerwehr aus dem Einsatz von 2013 gelernt? „Wir schulen unsere Kameradinnen und Kameraden nach den gemachten Erfahrungen in der Kreisausbildung, dabei ist uns der theoretische Unterricht genauso wichtig wie die praktischen Übungen“, sagt Jörg Grabandt. Inzwischen wird sogar an der Landesfeuerwehrschule, dem Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK), ein zweitägiger Lehrgang angeboten, der sich in Theorie und Praxis mit Sandsacklogistik und Deichverteidigung auseinandersetzt. Aber auch technisch sei die Feuerwehr auf dem neuesten Stand. „Wir setzen in diversen Gefahrenlagen mittlerweile Drohnen ein, somit bekommen wir aus der Luft einen guten Überblick über die Lage. Besonders bei Hochwasser, wenn große Flächen überspült worden sind, können wir heutzutage mit der Drohne ganze Landstriche kartografieren und dem Einsatzleiter so eine wertvolle Unterstützung liefern. Darüber hinaus können wir einen Deich kilometerweit überwachen, ohne ihn zu betreten oder gar zu befahren“, so der Feuerwehrmann.

Diesen Beitrag teilen