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Sturmschäden nehmen immer mehr zu

Kaum ein Jahr vergeht ohne einen Orkan. Worauf muss beim Versicherungsschutz geachtet werden?

Sie hießen „Lothar“, „Kyrill“, „Friederike“ oder „Jeanette“, aber sie waren alles andere als nett: Die Rede ist von den schwersten Winterstürmen der vergangenen Jahrzehnte.

 

Winter ist die Saison der Stürme

Winter, das heißt Sturmsaison – zumindest für Mitteleuropa. In dieser Jahreszeit toben die meisten Stürme. „Kyrill“, der am 18. und 19. Januar 2007, also vor 14 Jahren, das Land regelrecht umkrempelte, hält mit mehr als drei Milliarden Euro versicherter Schäden immer noch den Rekord. 2020 hieß der schwerste Wintersturm „Sabine“. Sie gebärdete sich nicht ganz so wild und hinterließ laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) „nur“ eine Schadensumme von 675 Millionen Euro.

„Stürme haben in den vergangenen Jahren zugenommen – in der Zahl wie in der Stärke“, sagt Andreas Iwanowicz, Experte für Schadenverhütung und Risiko-Berater bei der deas. Der Fachmann schöpft aus einer mehr als 30-jährigen Erfahrung, und die Zahlen bestätigen seine Kenntnis. Seit „Kyrill“ ist kaum ein Jahr ohne einen schweren Wintersturm geblieben. Also wäre es eher die Ausnahme, wenn in diesem Winter kein schwerer Sturm oder Orkan heranrollen würde.

 

Höhere Werte bedeuten teurere Schäden

Das vergangene Jahr brachte glücklicherweise für Deutschland und Mitteleuropa weniger Naturgefahren wie Sturm, Hagel, Überschwemmungen mit sich. Orkan „Sabine“ hinterließ dabei die größte Schadensumme für die deutsche Versicherungswirtschaft. Weltweit sah das anders aus: Die Munich Re spricht in einer Pressemitteilung vom 7. Januar von rund 210 Milliarden US-Dollar Schäden durch Naturkatastrophen weltweit. Damit hätten die Gesamtschäden deutlich über denen des Vorjahres gelegen. Unter anderem hebt die Munich Re bei der Betrachtung der Hurrikan-Saison in den USA hervor, dass im Nordatlantik mehr Stürme getobt haben als je zuvor.

Stürme sind die schadenträchtigsten Naturkatastrophen. Andreas Iwanowicz führt das nicht nur auf ihre Häufigkeit oder Stärke zurück, sondern auch darauf, dass mehr Werte durch sie in Mitleidenschaft gezogen werden. „In Industriehallen stehen immer hochwertigere, komplexe Betriebseinrichtungen: Anlagen wie Bearbeitungszentren, Fertigungsstraßen und so weiter. Entstehen durch einen Sturm Schäden an solchen Maschinen, steigt die Schadensumme schnell an“, erläutert er.

 

Zusätzlicher Schaden durch Ertragsausfall

Außerdem wachsen die Schäden in der Ertragsausfallversicherung. Sie springt zum Beispiel ein, wenn ein Betrieb infolge eines Sturms für eine gewisse Zeit nicht mehr arbeiten kann. Für deas-Sachversicherungsexperten Olaf Rüter gehört diese Versicherung untrennbar mit einer Sachversicherung gegen Feuer sowie Sturm, Hagel und andere Elementargefahren zusammen: „Wer Ja zur Sachversicherung sagt, sollte auch Ja zur Ertragsausfallversicherung sagen.“

In den Bedingungswerken der deas deckt die Ertragsausfallversicherung auch Ausfälle ab, die nicht durch einen Schaden im eigenen Betrieb ausgelöst werden, sondern durch Schäden bei Dritten. In der Fachsprache ist dann von Rückwirkungsschäden die Rede. „In diesem Zusammenhang lohnt es sich, auf die zweite, dritte oder vierte Ebene der Zulieferer zu schauen“, sagt Schadenexperte Andreas Iwanowicz. Denn wie schnell kann hierzulande eine Produktion stillstehen, weil ein kleines Teil aus Fernost nicht rechtzeitig geliefert werden kann.

„In Bezug auf die notwendige Versicherungssumme bei der Ertragsausfallversicherung müssen natürlich die individuellen Risiken betrachtet werden“, erklärt Versicherungsfachwirt Olaf Rüter. „Unter zehn Millionen Euro Jahreshöchstsumme bei einer Haftungszeit von zwölf Monaten sollte man nicht gehen“, empfiehlt er.

 

Überschwemmungen selbst bei Bächen

Sturm ist das eine, es stehen aber noch andere Elementargefahren auf der Liste: Sie reicht über Hagel, Starkregen, Überschwemmung und Schneedruck bis hin zu Erdrutsch und Vulkanausbruch. Manches hört sich vielleicht überflüssig an, aber: „Wir empfehlen aus unserer Erfahrung heraus eine Allgefahrenabdeckung“, sagt Olaf Rüter. So sind Überschwemmungen längst nicht mehr nur auf die klassischen Gefahrenzonen entlang großer Flüsse beschränkt. Sie können durch plötzliche Starkregen, die örtlich begrenzt niedergehen, auch an Bächen ausgelöst werden. Die Versicherungswirtschaft und der Deutsche Wetterdienst haben in einem gemeinsamen Forschungsprojekt 11.000 Starkregenereignisse aus den Jahren 2002 bis 2017 untersucht. Ergebnis: Sie treten überall in Deutschland mit einer weitgehend gleichen Wahrscheinlichkeit auf.

Die Wetterextreme werden durch den Klimawandel zunehmen, insbesondere einzelne Stürme werden noch heftiger ausfallen als bisher – zu diesem Ergebnis kommt eine Studie mit dem Namen „Herausforderung Klimawandel“, die der GDV gemeinsam mit Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern erarbeitet hat. Sie geht von 50 Prozent mehr Sturmschäden bis zum Ende des Jahrhunderts aus.

 

Wirksame Prävention besteht aus drei Komponenten

Das führt zwangsläufig zu Fragen der Prävention und damit zur Gefährdungsbeurteilung. „Wir achten bei der Besichtigung von Industriebauten auch auf solche Themen“, sichert Andreas Iwanowicz zu. „Wirksame Prävention besteht immer aus einer Kombination von baulichen, technischen und organisatorischen Maßnahmen, die in den Business-Continuity-Plan einfließen“, erklärt er. Zu den baulichen Themen gehören Fragen wie: In welcher Windlastzone befindet sich das Gebäude? Welche Deckenkonstruktion ist notwendig? Bei der technischen Komponente geht es um Dinge wie: Gibt es ein ausreichendes Notstromaggregat, um den Betrieb aufrecht zu erhalten? Organisatorischer Schutz wiederum fasst zusammen, wer im Notfall für welche Dinge zuständig ist.

Die Expertinnen und Experten der deas beraten zu diesen Themen gern individuell, denn der nächste Wintersturm kommt sicher. Genauso sicher ist, dass er nicht unter einem Frauennamen in die Geschichte eingehen wird, denn 2021 werden die Tiefdruckgebiete in Deutschland nach Männern benannt.

 

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