Übergreifend

Deutsche Wirtschaft in der Krise: Wann geht es wieder bergauf?

Die deutsche Wirtschaft steckt in einer Krise. 2024 sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Jahr in Folge. Zwei aufeinanderfolgende Rezessionsjahre gab es zuletzt 2002/03. Insgesamt wuchs das BIP in den vergangenen fünf Jahren real nur um 0,1 Prozent. Im internationalen Vergleich fällt Deutschland damit wirtschaftlich zurück.

Konjunkturelle und strukturelle Herausforderungen

Besonders betroffen ist die Industrie, die bereits seit 2017 einen Produktionsrückgang verzeichnet. Unternehmen arbeiten nur noch mit einer Auslastung von etwa 75 Prozent. Rückläufige Investitionen und eine schwache Konsumnachfrage – trotz steigender Reallöhne – verstärken die Wachstumsschwäche. Hinzu kommt eine Vielzahl struktureller Probleme: Die deutsche Wirtschaft leidet seit Jahren unter hohen Energie- und Arbeitskosten sowie einer anhaltenden Investitionskrise. Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft belaufen sich die Ausfälle bei Bruttoanlageninvestitionen auf rund 210 Milliarden Euro. Auch steigende Personalkosten und ein hoher bürokratischer Aufwand belasten Unternehmen erheblich. Zudem bleibt der Produktivitätszuwachs aus – ein Faktor, der die Wettbewerbsfähigkeit weiter schwächt.


Schwäche der Wettbewerbsfähigkeit

Vor allem strukturelle Faktoren führen dazu, dass Deutschland im globalen Wettbewerb an Boden verliert. Viele Unternehmen, darunter Branchenriesen wie Continental und Bosch, bauen Stellen ab oder schließen Werke. Die daraus resultierende Schwächung des Industriesektors zeigt sich zunehmend in den Arbeitsmarktzahlen. Im Januar 2025 gab es 632.334 offene Stellen – 66.000 weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig nimmt die Kurzarbeit deutlich zu: Nach Hochrechnungen der Bundesagentur für Arbeit erhielten im November 2024 rund 293.000 Beschäftigte konjunkturelles Kurzarbeitergeld, während es im Oktober noch 263.000 und im September 221.000 waren. Auch die Arbeitslosenzahlen steigen: Die Quote wird laut Prognosen von 5,7 Prozent im Jahr 2023 auf 6,1 Prozent im Jahr 2025 ansteigen.


Externe und geopolitische Einflussfaktoren

Zusätzlich belasten globale wirtschaftliche Unsicherheiten und geopolitische Spannungen die deutsche Wirtschaft. Eine schwache Nachfrage aus dem Ausland, insbesondere aus China, trifft die deutsche Exportwirtschaft empfindlich. Gleichzeitig nehmen protektionistische Tendenzen weltweit zu. Politische Unsicherheiten, wie etwa mögliche Kursänderungen in der US-Politik, verschärfen die Lage weiter.


Zukunftsaussichten und Reformbedarf

Auch die Wachstumsprognosen für 2025 bleiben verhalten: Die Bundesregierung rechnet mit einem Wachstum von 0,3 Prozent. Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren ein Wachstum zwischen 0,3 und 0,4 Prozent, vor allem getrieben durch private Konsumausgaben. Das ifo-Institut hält sogar 1,1 Prozent für möglich. Dennoch bleibt der Handlungsdruck hoch: Strukturelle Reformen sind unumgänglich, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu sichern. Dazu gehören der Abbau von Bürokratie, die Senkung der Energiekosten, die Förderung von Schlüsseltechnologien und eine erleichterte Fachkräfteeinwanderung. Für 2026 wird ein Wachstum von 1,1 Prozent erwartet – doch ohne grundlegende Reformen bleibt die wirtschaftliche Zukunft ungewiss.

Klar ist: Die deutsche Wirtschaft steht vor einer komplexen Gemengelage aus strukturellen Defiziten, globalen Unsicherheiten und steigender Arbeitslosigkeit. Während einige Prognosen zwar ein moderates Wachstum für die kommenden Jahre vorhersagen, bleibt der Standort Deutschland ohne tiefgreifende Reformen weiter unter Druck und im Vergleich zu anderen Wirtschaftsnationen auf den hinteren Rängen zurück. Unternehmen und Politik sind gleichermaßen gefordert, die Weichen für eine langfristige wirtschaftliche Erholung zu stellen.

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