Cyber/D&O
Die Märkte für D&O- und Haftpflichtversicherungen
D&O-Versicherung (Directors & Officers Liability)
In den vergangenen Jahren zeichnete sich der D&O-Markt in Deutschland durch günstige Prämien und weitreichende und kundenfreundliche Konditionen aus. Doch seit Mitte 2019 scheint diese Tendenz beendet zu sein. Das ergeben unsere Beobachtungen des Underwriting-Verhaltens der Versicherer.
Zeichen der Marktverhärtung sind unverkennbar. Deutsche Manager großer Unternehmen sollten sich auf höhere Kosten und restriktivere Bedingungen bei D&O-Versicherungen einstellen. Für kleine und mittelständische Unternehmen wird die Preisspirale nach unten zum Stillstand kommen.
Marktsituation
Beginnend mit dem zweiten Halbjahr 2019 hat sich unsere Marktprognose für Konzernkunden leider realisiert.
Die Underwritingvorgaben der Versicherer für Konzernkunden und große mittelständische Unternehmen wurden verschärft. Die Renewalverhandlungen zum 1. Januar 2020 waren geprägt von Prämienmehrforderungen der Versicherer und Kapazitätsreduzierungen. Dies führte bei großen und schweren Risiken zu nicht unbeachtlichen Problemen und schwierigen Verhandlungen.
Selbst gute Konzernrisiken wurden mit dem Argument, das Risiko sei jahrelang „unter Preis“ kalkuliert worden, mit erheblichen Prämienmehrforderungen konfrontiert. Forderungen nach weiteren Prämienreduktionen konnten nicht umgesetzt werden, stattdessen wurden je nach Risikobewertung der einzelnen Versicherer Erhöhungen von fünf bis zu 100 Prozent auf die bisherige Prämie gefordert.
Weiterhin ist im D&O-Bereich zu beobachten, dass die Exzedentenversicherer eigenen Underwritingvorgaben folgen und sich nicht mehr automatisch der Renewalvorstellung des Grundversicherers unterwerfen.
Vielmehr fordern einzelne Layerversicherer weitaus höhere Prämienerhöhungen ein als der Führungsversicherer. Je nach Größe und Schwere des D&O-Programms gestaltet sich der Austausch dieser Versicherer oder Konsortien unter Wahrung der Kontinuität der Verträge teilweise als sehr schwierig.
Auch der Austausch des Führungsversicherers bei großen Programmen ist schwieriger geworden. Namhafte Versicherer wie Zurich, AIG, Axa XL und auch AGCS verkünden ein restriktiveres Underwriting. Getrieben durch die schlechten Schadenverläufe der vergangenen Jahre werden erstmalig erhebliche Kapazitätseinschränkungen verkündet. So werden Zurich oder auch Axa XL als maximale Kapazität nicht mehr die 25 Mio. Euro zur Verfügung stellen, sondern sind angehalten, diese Summe konsequent auf 15 Mio. Euro zu reduzieren. Das hat erhebliche Probleme bei den Renewalverhandlungen mit sich gebracht. Bei besonders schwierigen Risiken führte dies in Einzelfällen sogar dazu, dass das bestehende D&O-Versicherungsprogramm beziehungsweise einzelne Teile davon mit den bisherigen Versicherern beendet und Nachmeldefristen eingekauft werden mussten. Im Anschluss wurde dann ein geändertes Programm mit neuen Risikoträgern als Vorwärtsdeckung installiert. Dies war als letzte mögliche Lösung leider dann auch mit nicht unerheblichen Mehrprämien für den Kunden verbunden.
Auch vor den Bedingungen macht das restriktivere Zeichnungsverhalten der Versicherer nicht halt. Erstmalig waren Forderungen nach neuen Ausschlüssen zu beobachten, wie zum Beispiel der Versuch eines umfassenden Produkteausschlusses bei Pharmaherstellern oder auch der Versuch, altbewährte Klauseln zur Absicherung von Pensionsfonds aus dem D&O-Vertrag herauszunehmen. Einzelne US-Versicherer, die nach 2018 nunmehr auch 2019 ihre D&O-Bestände konsequent sanieren wollten, verlangen zudem im Rahmen der Prolongationsverhandlungen bereits Informationen zur jeweiligen Absicherung der Cyberrisken im Unternehmen. Neben der positiven „affirmativen Cyberklausel“ wie sie von der AGCS praktiziert wird, erscheint im Umkehrschluss ein möglicher Cyberausschluss oder eine Sublimitierung in der D&O bei negativer Risikobewertung als möglich.
Auch große mittelständische Unternehmen mit internationalen Programmen sowie schwere, schadenbelastete Risiken oder Unternehmen mit negativen Bilanzkennziffern sehen sich mit der veränderten Zeichnungspolitik der Versicherer konfrontiert. Gerade in Zeiten der Marktverhärtung ist die Beratung und Begleitung durch einen kompetenten Makler besonders wichtig. Auch der britische Lloyd’s Market bietet keine besseren Alternativen. Er ist ebenfalls durch restriktiveres Zeichnungsverhalten geprägt. Gleiche Tendenzen berichten die Makler unseres Netzwerks aus den Märkten in Frankreich und Italien und anderen europäischen Ländern.
KMU-Geschäft wird gern gesehen
Unverändert als profitabel betrachten viele Versicherer hingegen das sogenannte KMU-Geschäft, also D&O-Verträge für kleine und mittelständische Unternehmen mit Versicherungssummen bis 10 Mio. Euro und Kunden mit Umsätzen unterhalb der 500 Mio. Euro.
Durch gut gestaltete Maklerrahmenverträge und gezielte Portfoliobetrachtungen haben wir prämien- und bedingungsseitige Mehrwerte für unsere Kunden schaffen können. Diese vorteilhaften Rahmenkonditionen wollen wir auch in der Zukunft weiter ausbauen.
Markttrend
Konzernkunden und große mittelständische Unternehmen sollten sich für das Jahr 2020 auf das anhaltende restriktivere Zeichnungsverhalten der Versicherer einstellen. Mit der weiteren Rückzeichnung von Kapazitäten und Prämienmehrforderungen ist zu rechnen.
Wir werden gemeinsam im Interesse unserer Kunden frühzeitig Verhandlungen mit den Risikoträgern aufnehmen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und im Gespräch mit unseren Kunden rechtzeitig Alternativen beleuchten.
Bei kleinerem mittelständischem Geschäft erwarten wir eine Prämienstagnation, wobei durch unverändert vorhandene Überkapazitäten sich noch Alternativen für diese Kundenverbindungen bieten.
Gerade für mittelständische Industriekunden empfehlen wir unverändert unser Kombinationsprodukt, das neben der D&O- auch eine Vertrauensschadenversicherung umfasst. Die deas Premium Plus bietet eine Vielzahl von über dem Marktstandard liegenden Klauselerweiterungen an – zum Beispiel als besonderes Alleinstellungsmerkmal die Mitversicherung der wissentlichen Pflichtverletzung in der D&O.
Vertrauensschadenversicherungen
Marktsituation
Früher war die Vertrauensschadenversicherung ein spezielles Produkt, das von Banken, Finanzdienstleistern und Filialisten mit Kassenbetrieb und Bargeldbeständen abgeschlossen wurde. Heute bietet sich dieses etablierte Versicherungsprodukt auch für andere Industrieunternehmen an, um sich gegen Schäden aufgrund gefälschter E-Mails, durch Bestellerbetrug oder durch Fälle von Fake-President-Fraud abzusichern. Die Häufung der Schadenfälle und Zunahme der Attacken auf große und kleine Unternehmen führen zu Schäden im Milliardenbereich. Ausgesuchte Risikoträger bieten weltweiten Versicherungsschutz, allerdings stagnieren Prämien und Konditionen, weil die Schäden zunehmen.
Markttrend
Für das Jahr 2020 ist mit einer weiteren Stagnation der Prämien beziehungsweise sogar mit Prämiensteigerungen zu rechnen. Aber je nach Risikobewertung und Branche fallen die Versichererkonditionen noch immer sehr unterschiedlich aus, so dass sich ein Vergleich der Angebote lohnt.
Besonders bei der Absicherung von internationalen Risiken und der Implementierung von Lokalpolicen gibt es noch erhebliche Unterschiede bei den Anbietern.
Cyberversicherungen
Marktsituation
Das Jahr 2019 war von einer Vielzahl von Cyberangriffen auf deutsche Unternehmen geprägt. Kosten und Schäden aufgrund Betriebsstillstand, Unterbrechung der IT-Systeme, Datenverlusten und Forensik-Kosten für die Aufdeckung und Wiederherstellung von Systemen haben die Versicherungswirtschaft in Deutschland getroffen und zu einem sensibleren Underwriting-Verhalten der einzelnen Versicherer geführt.
Die Betrachtung von Schadenquoten und die Kumulierung von versicherten Risiken über verschiedenen Versicherungssparten („Silent Risks“) steht bei den Risikoträgern stark im Vordergrund. In der Konsequenz haben wir zum Renewal 2020 bei namhaften Versicherern wie HDI Global, AGCS und AIG speziell bei Großrisiken eine Reduzierung der Zeichnungskapazitäten beobachtet. Gleichzeitig wurden die bisherigen Prämien geprüft und auch bei schadenfreien Kundenverbindungen konsequent angehoben. In Einzelfällen waren sogar Prämiensteigerungen von über 50 Prozent auf die bisherige Jahresprämie zu beobachten. Gleichzeitig werden Sublimite reduziert und monetäre Selbstbehalte, zum Beispiel für den Bereich der Betriebsunterbrechung, konsequent angehoben.
Aus diesen Gründen ist es unverändert wichtig, Marktvergleiche vorzunehmen und maßgeschneiderte Lösungen zu schaffen.
Markttrend
Für 2020 ist damit zu rechnen, dass die Versicherer ein bewusstes und gezieltes Underwriting vornehmen. Aufgrund interner Zeichnungsvorgaben erwarten wir ein restriktives Verhalten der Versicherer bei Angebotsabgaben für große und schwere Risiken. Zudem werden Kapazitäten und Selbstbehalte überprüft, weitere Prämiensenkungen sind nicht zu erwarten. Auch die saubere Abgrenzung zu anderen Sparten wie D&O, Vertrauensschaden- oder auch zu Spezialversicherungen wird uns weiter begleiten.
Haftpflichtversicherung
Marktsituation
Auch Sicht der Versicherer und im Vergleich zur Sachversicherung ist die Haftpflichtversicherungssparte unverändert attraktiv, auch wenn einzelne Versicherer wie HDI Global oder auch die AGCS über schlechte Schaden-Kosten-Quoten in diesem Segment berichten. Nach wie vor stehen dabei schlecht verlaufende (Groß-)Risiken aus dem Bereich der Automobilzulieferer im Fokus.
Glücklicherweise sind jedoch unverändert ausreichend Kapazitäten am Markt vorhanden, so dass für die Unternehmen attraktive Lösungen erzielt werden können. Auch die durch den Zusammenschluss der Axa Corporate Solutions mit der XL erwartete Kapazitätsreduzierung betraf, zumindest bislang, nur relativ wenige (Groß-)Risiken und wurde problemlos durch andere Anbieter kompensiert.
Bei Internationalen Großrisiken spielt die sinnvolle und einheitliche Ausgestaltung der Sanktionsklausel und die Formulierung des Iran- Ausschlusses eine wesentliche Rolle in den Programmen.
Bedingt durch Großschäden bei Dammbrüchen von Minenvorhaltebecken (Schadenzahlungen im Millionenbereich durch die Überflutungen in Brasilien und Ungarn) findet bei den Erst- und Rückversicherern ein restriktiveres Underwriting bis hin zur Aufnahme neuer Ausschlüsse in die Verträge statt. Dies gilt nicht nur für die Betreiber derartiger Risiken, sondern kann ggf. auch die in die (regelmäßigen) Sicherheitsüberprüfungen eingebundenen Prüfunternehmen betreffen.
In der Vergangenheit wurden Rabatte für den Abschluss von Mehrjahresverträgen gewährt. Das wird für Großrisiken kaum noch akzeptiert. Hier sind die Versicherer, im Gegenteil, sehr zurückhaltend geworden bei der grundsätzlichen Akzeptanz von Mehrjahresverträgen ohne die Möglichkeit der Prämienanpassung. Bei mittelständischen Risiken ist der Markt aber unverändert kundenfreundlich.
Markttrend
Unverändert zeigt sich der Haftpflichtmarkt aufgrund der vorhandenen Kapazitäten grundsätzlich eher kundenfreundlich. Aber im Jahr 2020 werden die Versicherer bei komplexen Risiken im Vergleich zur Vergangenheit vermehrt technische Risikodialoge einfordern. Bei schweren Risiken und schadenbelasteten Verträgen werden die Risikoträger zudem gezielte Sanierungen vornehmen. In gewissen Bereichen (insbesondere Kfz-Rückruf) muss auch damit gerechnet werden, dass einzelne Versicherer ihre Kapazitäten reduzieren werden, ggf. auch höhere Eigentragungen der Kunden bzw. generell einen höheren Attachment Point für ihre Kapazitäten anstreben.
Das Thema Digitalisierung und Absicherung von softwaregesteuerten Produkten und IT-Dienstleistungen wird die Diskussion über die Erweiterung der klassischen Betriebs- und Produkthaftpflicht weiter vorantreiben. Um die neuen Risiken über ein Produkt abzusichern, wird die optimale Kombination von IT-Bausteinen, Nutzungsausfalldeckungen und sonstigen Spezialbausteinen immer wesentlicher.
Neues, exklusives Life-Science-Produkt
Speziell für unsere Kunden aus der Life-Science-Branche haben wir daher mit einem führenden Versicherer ein neues Produkt kreiert. Durch die deas Premium Plus für Life-Science-Unternehmen haben wir ein weitreichendes Bedingungswerk geschaffen, um unter anderem IT- und Softwarerisiken bei Medizingeräteherstellern bestmöglich abzusichern.
Gruppenunfallversicherung
Marktsituation
Die Absicherung der eigenen Belegschaft durch eine Gruppenunfallversicherung gehört heutzutage zum Standard einer jeden Unternehmensabsicherung und ist oft auch Bestandteil des Gesamtpaketes zur Gewinnung neuer Mitarbeiter.
Dabei ist der Markt unverändert schadengetrieben. Durch den Rückzug diverser Versicherer in den Vorjahren sind die Prämien der verbleibenden Anbieter unverändert restriktiv.
Markttrend
Auch im Jahr 2020 ist von einem stabilen Prämienniveau auszugehen. Sanierungsforderungen der Versicherer sind lediglich bei schadenbelasteten Verträge zu beobachten. Durch hochwertige Rahmenabkommen konnten wir auch für dieses Jahr weitreichende Konditionen für Sie als Kunden erwirken.
Rechtsschutzversicherungen
Marktsituation
Die Anhebung der Gerichtsgebühren und die Nivellierung der Rechtsanwaltsvergütungsverordnung haben zu der erwarteten Kostensteigerung geführt, so dass die Rechtsschutzversicherungen in Deutschland unverändert stagnieren beziehungsweise die Prämien angehoben werden.
Markttrend
Für 2020 sind Prämienreduzierungen nicht zu erwarten. Durch gezielte Rahmenabkommen mit ausgesuchten Versicherern haben wir jedoch für unsere Kunden hochwertige Maklerbedingungen zu guten Prämienkonditionen verhandelt.