Cyber/D&O
Financial Lines
D&O-VERSICHERUNG
Marktsituation
Der aktuelle D&O-Markt erlebt eine Marktverhärtung, wie es sie seit 30 Jahren nicht gegeben hat. Besonders die jüngste Renewal-Phase war – wie prognostiziert – geprägt von Prämienerhöhungen, Kapazitätsreduzierungen der Versicherer und restriktivem Underwriting. Die COVID-19-Krise hat schlagartig nicht nur das einheitliche Umschwenken der Versicherer bewirkt, sondern auch neue Zeichnungsrichtlinien in den Häusern der Assekuranz etabliert. Für die Vertragserneuerung genügt nicht mehr nur die Vorlage des jüngsten Geschäftsberichtes, vielmehr müssen die Unternehmen aktuelle Wirtschaftskennzahlen bis hin zu Liquiditätsplänen offenlegen.
Gerade in der vergangenen Erneuerungsrunde hat es die Großkunden und Konzerne besonders hart getroffen. Massive Prämiensteigerungen von bis zu 400 Prozent waren in Einzelfällen zu beobachten. Die durchschnittliche Prämienerhöhung im hochpreisigen Segment lag bei 75 bis 100 Prozent im Vergleich zur Vorjahresprämie. Im Teilbereich der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) waren durchschnittliche Prämienerhöhungen von 15 bis 30 Prozent zu verzeichnen.
Besonders schwer, Versicherungsschutz zu erlangen, hatte es das Management aus Unternehmen, die umsatzseitig durch die verschiedenen Lockdowns hart getroffen wurden. Die Furcht vor künftigen Insolvenzen und hiermit verbundenen, möglichen D&OSchäden führte bei vielen Versicherern zu Zeichnungsverboten für bestimmte „Red Flag“-Branchen wie Hotelketten, Kfz-Zulieferer oder Flughäfen.
Dass die Preisspirale für anstehende Renewals tatsächlich zum Stillstand kommt, ist für Großrisiken leider zu bezweifeln. Hierbei spielen die Limit-Reduzierungen der Versicherer eine große Rolle. Wurde im vergangenen Jahr die maximale Zeichnungskapazität rigoros von 25 Mio. Euro auf 15 Mio. Euro reduziert, wird in diesem Jahr bei einzelnen Versicherern die maximale Kapazität auf 10 Mio. Euro gesenkt. Gerade bei großen D&O-Programmen kann dies zu erheblichen Problemen führen, da es immer schwieriger wird, die neu entstehenden Lücken zu einem annehmbaren Prämienniveau zu schließen. In dieser Situation sind Marktkenntnisse und bestes Handwerk gefordert, um keine Deckungslücke entstehen zu lassen.
Neben dem Pricing werden die Versicherer in diesem Jahr zusätzlich versuchen, auch an der Bedingungsseite zu schrauben. Die über viele Jahre etablierten, sehr weitreichenden und kundenfreundlichen Bedingungswerke sind den Risikoträgern ein Dorn im Auge. Erste Versuche, bestimmte Klauseln aus den Verträgen zu eliminieren, sind bereits zu beobachten. Zusätzlich und soweit noch nicht erfolgt, ist zu erwarten, dass Sublimite reduziert, Nachfülloptionen bei Verbrauch der Versicherungssumme gestrichen und höhere Zuschläge für den Zukauf von Nachmeldefristen verlangt werden.
Schaut man auf andere D&O-Märkte wie den UK-Markt oder Frankreich, sieht man das gleiche Bild beziehungsweise muss erkennen, dass sich diese sogar noch preisintensiver zeigen.
Markttrend
Unabhängig von den vorhandenen Marktgegebenheiten werden sich die Haftungsszenarien für Managerinnen und Manager durch neue Gesetze in naher Zukunft weiter verschärfen. Das Lieferkettengesetz mit verschärften Kontroll- und Compliance-Pflichten der Unternehmen, das in der öffentlichen Diskussion befindliche Verbandssanktionengesetz mit erheblichen strafrechtlichen Auswirkungen oder auch der Umgang mit dem bereits in Kraft getretenen Stabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz (StaRuG) zur Vermeidung von Unternehmensinsolvenzen wird sich mittelbar auch auf die D&O-Versicherung und deren Kosten im Schadenfall auswirken.
Der Wirecard-Skandal oder auch die Auszahlung des Großschadens „VW-Dieselgate“ führen nicht zur Beruhigung der Märkte. Konzerne mit besonderem US-Exposure durch dort platzierte ADR-Programme, aber auch das verstärkte Risiko von Sammelklagen – nicht nur in den USA, sondern auch in der EU –, tragen ihren Teil hierzu bei.
Bedauerlicherweise finden sich aktuell auch keine neuen Risikoträger mit Zeichnungsappetit, welche die Situation etwas entschärfen würden.
Für Konzerne ist es in einer solchen Marktphase umso wichtiger, einen kompetenten Partner mit Marktkenntnissen und dem Zugriff auf andere Märkte einschließlich dem der Rückversicherung an der Seite zu haben, um im Interesse des Kunden alle Optionen beleuchten zu können. Die deas hat als Teil der Ecclesia Gruppe unmittelbare Unterstützung durch den Rückversicherungsmakler Ecclesia Re.
Wir erhoffen uns allerdings auch, dass zumindest die Preisspirale für mittelständische Industriekunden zum Stillstand kommt.
CYBERVERSICHERUNG
Schäden nehmen dramatisch zu – Versicherer bewerten Risiken neu
Fast täglich berichten die Medien über neue Ransomware-Attacken. In den USA kam es Anfang Mai zu Engpässen bei der Versorgung mit Benzin. Durch den Angriff auf Colonial, einen der größten Pipelinebetreiber, wurde der Tankstellenbetrieb an der US-Ostküste fast komplett lahmgelegt. Es flossen Lösegeldzahlungen von rund 4,4 Millionen US-Dollar. Auch wenn das FBI wohl mehr als die Hälfte des Lösegeldes in Bitcoin sichergestellt hat, bleibt der Schaden beachtlich. Außerdem handelte es sich um eine Attacke auf eine der wichtigsten Infrastrukturen der Vereinigten Staaten. Wenige Wochen später griffen Hacker den weltgrößten Fleischproduzent JBS an, die Produktion in Nordamerika und Australien kam zum Erliegen.
Europäische Unternehmen sind gleichermaßen von dieser Art Kriminalität betroffen. Im vergangenen Oktober wurde beispielsweise die Düsseldorfer Uniklinik attackiert. Im Juli 2020 hackten Kriminelle das Navigationssyndikat Garmin und Anfang Dezember war die Zeitarbeitsfirma Randstad betroffen. 184 Dateien mit internen, vertraulichen Unterlagen wurden veröffentlicht.
Laut einer Studie des Digitalverbandes Bitkom sind drei von vier Unternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr angegriffen worden. Datendiebstahl, Industriespionage und Sabotage werden zur Tagesordnung. Der Schaden der Deutschen Wirtschaft lag laut Bitkom-Verband allein im vergangenen Jahr bei 100 Milliarden Euro. Dabei sind 85 Prozent der Hackerangriffe finanziell motiviert. „Der Umfang und die Qualität der Angriffe haben dramatisch zugenommen“, berichtete Tamir Pardo, ehemaliger Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad bei einer Sicherheitskonferenz in Nordrhein-Westfalen.
Auch die Schadenstatistiken belegen, dass die Anzahl der versicherten Cyberschäden in den USA und weltweit zugenommen haben.
Diese dramatischen Schadenentwicklungen bewegen die Risikoträger. Die Versicherer reduzieren ihre Zeichnungskapazitäten und auch das Underwriting im Bereich Cyber wird zunehmend restriktiver. Gleichzeitig werden die Prämiensätze angehoben und die Selbstbehalte der Versicherungsnehmer erhöht.
Einige Versicherer zeichnen sich aktuell massiv zurück beziehungsweise schränken ihre Deckungen ein. Kumulbetrachtungen und Abgrenzungsfragen zu Silent-Cyber in anderen Versicherungssparten werden nicht nur diskutiert, sondern finden Einzug in die Angebote der Risikoträger. Schäden im Zusammenhang mit Ransomware-Attacken werden von einzelen Anbietern nur noch mit einem Sublimit angeboten.
Höchst bedenklich ist dabei der Ausschluss bestimmter Cyberschäden aus der Sach- und Betriebsunterbrechungsversicherung, den einige Sachversicherungsgesellschaften vornehmen. Gleichzeitig werden jedoch zur Kompensation dieser neu entstehenden Deckungslücken über die klassische Cyberversicherung für Großrisiken aufgrund fehlender Kapazitäten keine Lösungen angeboten. Die Sachversicherer lassen ihre Kundschaft dabei im Regen stehen und versuchen, das Problem in die Cybersparte zu verlagern.
In der Cyberversicherung selbst werden aufgrund der Schadenentwicklung zum Beispiel Schäden im Zusammenhang mit Erpressungssoftware (Ransomware) durch einige Versicherer nur noch eingeschränkt gezeichnet.
Zusätzlich verlangen die Versicherer seit Beginn des Jahres neue, viel komplexere Risikofragebögen. Hier ist eine starke Marktveränderung zu beobachten.
Markttrend
Faktisch wird das gesamte Underwriting zur Absicherung von Cyberrisiken komplexer und stellt die Kunden vor neue Herausforderungen. Sicher muss dabei zwischen komplexen Großrisiken und mittelständischen und kleineren Risiken unterschieden werden. Aber auch diese Segmente sind von der Marktveränderung betroffen. Speziell dem Mittelstand weht ein rauerer Wind um die Ohren als bisher. Die Zeiten, in denen Versicherer Limite von bis zu 25 Mio. Euro und mehr allein zeichneten, sind vorbei. Die Linien sind je nach Versicherer auf 5 bis maximal 15 Mio. Euro zurückgefahren worden.
Insofern ist ein frühzeitiger Beginn der Renewalverhandlungen und eine Marktbefragung zu empfehlen. Wichtig ist, bei der strategischen Ausrichtung auch die Schadenbelastung des jeweiligen Einzelkunden zu berücksichtigen.
Das technische Underwriting der Versicherer wird sehr ernst genommen. Verstärkt eingefordert werden zudem auch Cyber-Risikodialoge. Hierauf sollten sich die Unternehmen ordentlich vorbereiten – ähnlich, wie auf eine Brandschutzbesichtigung. Der Prozess zum Abschluss einer Cyber-Police wird dadurch oftmals zeitlich in die Länge gezogen.
Cybersicherheit ist ein großes Thema für die Industrie geworden. Zahlen aus dem Hiscox-Report belegen, dass die Gesamtausgaben für die IT-Sicherheit im laufenden Jahr 20 Prozent des Gesamtbudgets für Informationstechnik betragen und damit im Vergleich zum Vorjahr um immerhin 62 Prozentpunkte gestiegen sind.
Um Kosten und Nutzen der individuell notwendigen Cyberversicherungen richtig beurteilen zu können, empfehlen wir eine eingehende Versicherungs- und Risikoberatung im Vorfeld. Nur so lässt sich sicherstellen, dass das Versicherungsprodukt am Ende auch wirklich perfekt zum eigenen Unternehmensrisiko passt.
Durch unseren besonderen Zugang zu ausgesuchten Risikoträgern vermögen wir, etwaige Kapazitätsthemen zu lösen und stehen unverändert für eine kompetente Beratung zur Absicherung der Cyberrisiken unserer Kunden ein.
Unsere Expertinnen und Experten stehen Ihnen bei Fragen zur Verfügung. Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf!