In der Industrieversicherung sollte man auch unwahrscheinlich erscheinende Risiken bedenken
Gerade noch funktionieren die Industrieanlagen einwandfrei, doch quasi „von jetzt auf gleich“ kommt es zu einem Ausfall. Die Ursachen können vielfältig sein: Ein Cyberangriff legt die Kommunikation lahm, ein Schwelbrand setzt einen Teil der Fertigung außer Betrieb, oder Starkregen führt zu einer Überschwemmung in der Produktionshalle. Die Folge ist die gleiche: Der Betrieb steht still. Was nun? Niemand ist vor Gefahren gefeit, die von außen auf sein Eigentum einwirken. Thomas Hergarten, Leiter der Sparte Property, erklärt, welche Aspekte bei der Versicherung von Industrieanlagen elementar sind und wie sich Unternehmen vor solchen Gefahren schützen können.
Analyse von Gefahren
Jedes Unternehmen hat im Laufe seiner Firmengeschichte höchstwahrscheinlich bereits Erfahrungen mit Schäden gemacht. Jedoch sind diese meist sehr unterschiedlich, sodass auch jeder Betrieb die Bedeutung des Versicherungsschutzes anders bewertet. „Wenn wir mit unseren Kunden über die Versicherung von Industrieanlagen sprechen, dann bringen wir die Expertise aus vielen Jahren der Tätigkeit als Risikoberater für die Industrie ein“, sagt Thomas Hergarten. Schadenstatistiken und nicht zuletzt der erfahrene Blick der Beraterin oder des Beraters geben einen Überblick über die unterschiedlichen Risiken. „Wir greifen in unserer Beratung auf Informationen über Eintrittswahrscheinlichkeit und mögliche Auswirkungen zurück. Das sind zum Beispiel Statistiken, wie sie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zur Verfügung stellt. Darüber hinaus verwenden wir Daten zur Naturgefahren-Gefährdung von unterschiedlichen und weltweit agierenden Spezialisten“, erläutert der Experte.
Im Gespräch mit dem Kunden stehen dann die Clusterung von potenziellen Gefahren und die Einschätzung von der Kundenseite im Vordergrund. Thomas Hergarten nennt ein Beispiel: „An vielen Orten ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Vulkan ausbricht, sehr gering, da es in der Umgebung schlicht keine Vulkane gibt. Allerdings ist es unsere Aufgabe als Versicherungsmakler, die Dinge für den Kunden zu objektivieren. Selbst wenn ein Vulkanausbruch einen nicht direkt betrifft, ist aber vielleicht ein Zulieferer davon betroffen und kann keine Vorprodukte mehr liefern. Diese Rückwirkungsschadenproblematik sollte immer bedacht werden“, erläutert der deas-Spezialist.
Auswirkungen und Schutz durch Versicherungen
Cyberangriffe, Störungen in der weltweiten Lieferkette oder die Folgen der COVID-19-Pandemie sind gerade derzeit oft diskutierte Ursachen für Ausfälle in der Produktion. Aber daneben gibt es immer noch die klassischen Risiken wie Naturkatastrophen, Brände oder den schlichten Wasserrohrbruch. „Gemeinsam mit unseren Kunden erarbeiten wir eine Transparenz zur Gefährdung bzw. zur Risikosituation und suchen nach Möglichkeiten, diese nach dem jeweiligen Risikoprofil des Kundenunternehmens zu besten Konditionen und Preisen zu versichern. Neben dem Einkauf besprechen wir mit dem Kunden auch weitere Optionen, wie Eigentragung sowie Vermeidung und Reduzierung von Schäden. Uns ist wichtig, die Interessen des Kunden zu evaluieren und diese dann auch gegenüber dem Versicherer durchzusetzen“, schildert der Leiter der Sparte Property.
Ein großer Schaden kann schnell die Existenz des Unternehmens bedrohen. Gerade die jüngste Vergangenheit mit zahlreichen Naturkatastrophen rings um den Erdball bis hin zum enormen Starkregen in Teilen Deutschlands im Sommer 2021 hat gezeigt, wie schnell Unvorhergesehenes geschehen kann. „Ich empfehle unseren Kunden, auch Gefahren zu versichern, deren Eintrittswahrscheinlichkeit als gering einzuschätzen ist. Für diese Risiken können hohe Selbstbehalte vereinbart werden, dadurch wird das Prämienvolumen reduziert, aber bei einem Totalschaden hat der Kunde dennoch einen gewissen Schutz“, erklärt der Sachversicherungsexperte.
Es gibt aber auch Ereignisse, vor denen sich niemand schützen kann, weil kein direkter Einfluss darauf besteht. Ein Beispiel: Es kommt zu einem kleinen Brand in einer Trafostation des Energieversorgers, den die Sachversicherung des Energieunternehmens schnell reguliert. Aber bis zur endgültigen Reparatur steht die Produktion eine Woche lang still; die Betriebsstörung führt dazu, dass die Beschäftigten nicht arbeiten können. „Hierfür bieten wir unseren Kunden eine spezielle Betriebsunterbrechungsversicherung mit vielen Besonderheiten an, zum Beispiel mit dem Einschluss von Rückwirkungsschäden. Das ist für alle Risiken, die bedrohlich für die Produktion sind, in der Regel sinnvoll“, rät Thomas Hergarten.