Transport/Verkehrshaftung
Market Report 2020: Fachsparte Transport
Die seit vielen Jahren durch Überkapazitäten geprägte weiche Marktphase in der Sparte der Transportversicherungen scheint dem Ende entgegenzugehen. Die Schadensituation unterlag im Jahr 2019 zwar keinen nennenswerten Veränderungen, allerdings ist anzumerken, dass das Verhältnis von Prämien zu Schäden den Versicherern schon längerfristig in diesem Segment nur selten auskömmliche Profite ermöglicht hat.
Strengere Risikoprüfungen
Im Jahr 2018 lag die Schadenquote laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in der Transportwarenversicherung bei rund 75 Prozent, in der Verkehrshaftungsversicherung bei etwa 80 Prozent.1
Auf den Kapitalmärkten können die Versicherer kaum anderweitig Gewinne erzielen. Vor diesem Hintergrund werden sie zukünftig strengere Risikoprüfungen durchführen. Prämien werden anhand der daraus gewonnenen Ergebnisse sowie zunehmend nach statistischer Eintrittswahrscheinlichkeit kalkuliert. Die bisherige Herangehensweise, allein Kurzzeitstatistiken zu betrachten oder sich an Wettbewerbsprämien zu orientieren, wird zukünftig kaum noch anwendbar sein. Hinzu kommen digitale Werkzeuge der Versicherer, die zur eigenen internen Risikoanalyse beitragen sowie das Underwriting und die Preisfindung unterstützen oder sogar leiten sollen.
Es ist festzuhalten, dass die deutschen Versicherer den Tendenzen eines verhärtenden Marktes zunächst im Neugeschäft sowie bei schadenbelasteten Verträgen folgen werden – so wie sie bereits im Londoner Lloyd’s Market oder auch in den Benelux-Ländern zu spüren sind.
Erhöhte Risiken bei großen Containerfrachtern
Im internationalen Handel sind Lieferungen in Containern nicht mehr wegzudenken. Die Containerschiffe verfügen über immer größere Kapazitäten. Die jüngsten Unglücke wie die Brände auf der „Maersk Honam“, „Yantian Express“ oder der „APL Vancouver“ haben verdeutlicht, welche erhöhten Risiken mit den großen Containerfrachtern einhergehen. Beispielsweise sind falsch deklariertes Gefahrgut, das zu nahezu unbezwingbaren Feuern auf See führen kann, oder höhere Kosten für den Ladungseigentümer und seinen Versicherer im Falle einer Havarie-Grosse zu berücksichtigen.
Die Versicherer reagieren mit einer restriktiveren Zeichnungspolitik für bestimmte Industriesegmente, zum Beispiel für die Automobilindustrie oder auch die Petrochemie. Zudem besteht eine spürbare Zurückhaltung in der Zeichnung von Lagerrisiken.
Cybergefahr schwer kalkulierbar
Als Damoklesschwert schwebt über der Transportversicherung seit einiger Zeit die Cybergefahr. Zwar führt das Thema Cyber derzeit (noch) nicht zu einer spürbaren Schadenbelastung, allerdings erscheinen mögliche Schadenszenarien für die Versicherer kaum kalkulierbar. In verschiedenen außereuropäischen Märkten haben die Transportversicherer bereits einen Cyberausschluss in den Transportversicherungen eingeführt.
COVID-19-Pandemie reduziert die Transportvolumina
Die weltweite COVID-19-Pandemie wird einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des Transportversicherungsmarktes nehmen. Es ist unter anderem damit zu rechnen, dass die Im- und Exportvolumina spürbar zurückgehen werden. Ebenso sind Schäden im Zusammenhang mit überfüllten Hafenlagern insbesondere im Kühlgutbereich infolge einer unterbrochenen Kühlkette zu erwarten.
Inwieweit COVID-19 auch zukünftig jedes einzelne Unternehmen beeinflussen wird, ist kaum abzuschätzen. Wir raten Ihnen daher, sich vor Ablauf Ihres Fiskaljahres beziehungsweise vor Ablauf des vereinbarten Versicherungsjahres mit uns in Verbindung zu setzen. Gerne prüfen wir mit Ihnen gemeinsam anhand der vorliegenden Umsätze oder Prognosen, inwieweit sich Prämienanpassungen zu Ihrer Entlastung kurzfristig umsetzen lassen.
Iran-Konflikt
Vor dem Hintergrund des anhaltenden Konflikts mit dem Iran wird außerdem erwartet, dass die deutschen Versicherer in Kürze eine neue, verschärfte Sanktionsklausel veröffentlichen werden. Hierzu werden wir Sie zu gegebener Zeit informieren.
1 Die Jahreszahlen für das Jahr 2019 werden voraussichtlich im Juni 2020 durch den GDV veröffentlicht.