Technische Versicherung
Market Report 2020: Industrie-Sach- und technische Versicherungen
Das Jahr 2019 kann, zumindest in Deutschland, als durchschnittliches Schadenjahr betrachtet werden. Bis auf ein einzelnes Schadenereignis Ende Dezember 2019 gab es keine versicherten Schäden im dreistelligen Millionenbereich. Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass sich die Ergebnisse der Versicherer in diesem Segment verbessert haben. Große Naturkatastrophenschäden sind ebenfalls ausgeblieben. Weltweit jedoch ereigneten sich sehr wohl größere Schäden, insbesondere bei Raffinerien, zum Beispiel in den USA, und durch schwere Naturkatastrophen wie Hurrikans und Überschwemmungen in den USA, Taifune in Asien und Waldbrände in Australien. Gerade vor dem Hintergrund der weltweiten Entwicklung gehen wir davon aus, dass sich der Trend zur Prämiensteigerung und Kapazitätsverknappung auch in Deutschland fortsetzen wird – trotz der durchschnittlichen Schadenentwicklung im Inland. Gestützt wird diese Perspektive durch die Entwicklung in den anderen europäischen Ländern und bei Platzierungen am Londoner Markt.
Marktsituation und Rückblick
Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) weist für 2019 für die industrielle und gewerbliche Sachversicherung Prämieneinnahmen von rund 7,3 Milliarden Euro aus. Das entspricht einem Zuwachs von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Betrachtet man nur den industriellen Bereich, dürfte die Steigerung prozentual deutlich höher ausgefallen sein. Ein Teil davon ist auf Wertzunahmen, Investitionen der Unternehmen und wachsende Umsatzerlöse zurückzuführen. Ein anderer Teil liegt aber sicherlich in der Prämiensteigerung begründet, die die Versicherer bereits zur Erneuerung von 2018 auf 2019 gefordert haben. Dass diese Teuerungsrate nicht höher ausgefallen ist, hängt auch damit zusammen, dass viele Unternehmen durch Erhöhung der Eigentragung ihre Prämien reduziert haben. Teilweise wurden Deckungen zudem in ausländischen Versicherungsmärkten platziert, sodass diese Prämienanteile in der Statistik des GDV keinen Niederschlag mehr finden. Für das Jahr 2020 rechnen wir mit vergleichbaren Entwicklungen.
Die Schadenbelastung der industriellen und gewerblichen Sachversicherungen in Deutschland lag 2019 bei etwa 5,5 Milliarden Euro, was einem Rückgang von rund elf Prozentpunkten entspricht. Damit erreichen die Versicherer im gesamten Segment der gewerblichen und industriellen Sachversicherung eine durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote von 98 Prozent; 2018 lagen die Risikoträger hier mit einer Schaden-Kosten-Quote von 110 Prozent deutlich in der Verlustzone. Bezogen allein auf das Industriegeschäft gehen wir aber auch für 2019 von einer Schaden-Kosten-Quote von mehr als 100 Prozent aus, weil die Reduzierung der Schadenbelastung im industriellen Geschäft etwas niedriger ausgefallen sein dürfte.
Die Entwicklungen des Jahres 2019 zur Erneuerung der Verträge zum 1. Januar 2020 waren weitestgehend geprägt von den schlechten Ergebnissen der Versicherer in den Vorjahren. Dies führte dazu, dass der überwiegende Teil der Gesellschaften Preise und Selbstbehalte für die Kunden angehoben und Kapazitäten teilweise deutlich reduziert hat. Durchschnittlich wurden Erhöhungen zwischen 15 und 20 Prozent gefordert, wobei auch Forderungen von 100 bis 200 Prozent gestellt wurden und teilweise auch umgesetzt werden mussten. Diese Preiserhöhungen werden wir dann in den Geschäftszahlen des Jahres 2020 sehen. Eine generelle Erhöhung der Selbstbehalte wurde bei den aus Sicht der Assekuranz kritischen Branchen, zum Beispiel Chemie und Holz, gefordert.
Insgesamt war die Gestaltung eines ausreichenden Versicherungsschutzes für Risiken der Branchen Chemie, Holz – hier insbesondere Sägewerke –, Fleischverarbeitung, Schaumstoffverarbeitung, Gießereien und Recycling 2019 wiederum sehr schwierig und teilweise nur durch die Nutzung ausländischer Märkte möglich.
Die Anforderungen der Versicherer an die Sicherheitsstandards in den Unternehmen werden immer höher – insbesondere im Bereich des vorbeugenden Brandschutzes, der zunehmend Voraussetzung für einen wirtschaftlich vertretbaren Versicherungsschutz wird. Dabei stehen manchmal überhöhte Forderungen der Risikoträger im Widerspruch zur Risikoeinschätzung des Kunden und dessen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung. Der technisch versierte Versicherungsmakler kann hier unterstützend tätig werden und eine Lösung aufzeigen, die beiden Seiten gerecht wird.
Am Versicherungsmarkt haben sich 2019 nicht allzu viele Veränderungen ergeben. Zwar reduzieren viele Versicherer ihre Kapazitäten oder bieten für kritische Branchen keinen Versicherungsschutz mehr, jedoch haben einige kleinere und mittelgroße Gesellschaften das Segment wieder für sich entdeckt und steigen mit begrenzten Kapazitäten ein. Anderen, bereits seit längerem im deutschen Markt tätigen Versicherern wie der Berkshire Hathaway Specialty Insurance oder der MSIG Europe gelingt es, in dem veränderten Marktumfeld ihr Engagement auszubauen.
Nach wie vor ist bei einzelnen Versicherern ein restriktives Regulierungsverhalten zu beobachten. Oftmals ist dann die Kompetenz des Versicherungsmaklers gefordert, den berechtigten Anspruch des Kunden gegenüber dem Versicherer durchzusetzen.
Markttrend 2020
Für die kommenden Monate des Jahres 2020 bis hin zur Verlängerung 2021 gehen wir davon aus, dass die Versicherer weiter versuchen werden, die Preise anzuheben, teilweise Kapazitäten zu reduzieren und Selbstbehalte zu erhöhen. Eine Entspannung zeichnet sich bisher zumindest noch nicht ab. Wir erwarten, dass die Forderungen um durchschnittlich 20 Prozent höher liegen werden. Die Spreizung dürfte dabei aber recht groß sein.
Weitere Kapazitätsverknappungen in bestimmten Segmenten könnten sich eventuell durch die Fusion der Versicherungsgesellschaften Provinzial Nordwest und Provinzial Rheinland ergeben, die von den Gremien beider Gesellschaften schon genehmigt ist. Sie wird in diesem Jahr umgesetzt werden.
Technische Versicherungen
Im Bereich der technischen Versicherungen betrugen die Prämieneinnahmen ausweislich der Zahlen des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) etwa 2,2 Milliarden Euro. Dies ist im Vergleich zu 2018 eine Erhöhung um rund sechs Prozent. Der Schadenaufwand belief sich auf rund 1,4 Milliarden Euro. Dies entspricht in etwa auch dem Aufwand des Jahres 2018. Die Schaden-Kosten-Quote beträgt damit etwa 82 Prozent. Das schafft stabile Prämienkonditionen.
Der schon über viele Jahre bestehende stabile Markt hat sich damit im vergangenen Jahr fortgesetzt. In dieser Sparte herrscht außerdem nach wie vor ein gesunder Wettbewerb, so dass attraktive Vertragskonditionen erreicht werden können.
Marktsituation und Rückblick
Wir haben im Markt der technischen Versicherungen im Jahr 2019 keine großen Veränderungen gesehen. Die Konditionen sind weitestgehend stabil. Anders als in der Sachversicherung unterliegt die Sparte der technischen Versicherungen nur geringen Schwankungen. Preiserhöhungen werden durch die Versicherer meist im Einzelfall umgesetzt, wenn der Schadenverlauf hierzu Anlass gibt.
Insbesondere bei der Errichtung von Großprojekten werden Betriebsunterbrechungsversicherungen zur Abdeckung der finanziellen Folgen einer verspäteten Inbetriebnahme stärker nachgefragt. Vor allem bei fremdfinanzierten Projekten verlangen die Investoren eine bestmögliche Absicherung.
Einige Gesellschaften haben diese kombinierten Projektversicherungen als Wachstumsfeld erkannt und beschäftigen sich auch mit der Absicherung komplexer inländischer und ausländischer Projekte. Bei den Projekten im Ausland steht nach wie vor das Thema Compliance stark im Vordergrund.
Bauleistungs-/Montageversicherung/Projektversicherung
Aufgrund der noch guten Konjunktur und der hohen Investitionen im Jahr 2019 – sowohl durch private als auch durch öffentliche Investoren – wurden die Projektversicherungen stärker nachgefragt. Der Trend ging dabei zu kombinierten Bauleistungs-/ Montage- und Haftpflichtversicherungen. Diese kombinierten Deckungen erweisen sich als sehr sinnvolle Absicherung, da damit dem Ärger auf den Baustellen, der sich aus dem Spannungsfeld des finanziellen Kostenrahmens und der mangelfreien, qualitativ hochwertigen und fristgerechten Ausführung ergibt, aus dem Weg gegangen werden kann. Kombinierte Deckungen bieten allen am Bau Beteiligten einen sehr komfortablen Versicherungsschutz und Planungssicherheit, außerdem verhindern sie langwierige Streitfälle.
Insbesondere bei öffentlichen Auftraggebern und fremdfinanzierten Projekten ist der Trend zu kombinierten Projektversicherungen ungebrochen.
Der Versicherungsmarkt für die Absicherung von Hochbauten im Rahmen einer kombinierten Deckung lässt für Bauvorhaben ab 20 Millionen Euro ausreichend Wettbewerb zu. Für Bauvorhaben unter dieser Schwelle steht nur ein eingeschränkter Anbieterkreis für die kombinierte Versicherung zur Verfügung. Bei kombinierten Deckungen für Montagevorhaben ist die Kapazität ebenfalls begrenzt. Dabei ist derzeit eine Tendenz zu höheren Prämien festzustellen.
Dem gegenüber ist bei reinen Bauleistungsversicherungen jeglicher Größenordnung ein äußerst aktives Wettbewerbsverhalten der Versicherer zu beobachten. Kapazitäten stehen hier im ausreichenden Maße zur Verfügung.
Markttrend 2020
Wir erwarten für das Jahr 2020 bei den technischen Versicherungen für alle Bereiche einen weitestgehend stabilen, wettbewerbsorientierten Versicherungsmarkt. Vor allem in der klassischen Maschinen- und Elektronikversicherung gibt es eine große Zahl von Anbietern und somit attraktive Konditionen für unsere Kunden.
Die Versicherer zeigen einen erhöhten Informationsbedarf zur risikotechnischen Beurteilung der Bauvorhaben, deshalb gehen wir davon aus, dass die Konditionen für Bauleistungsversicherungen in geringem Umfang steigen werden. In der Montageversicherung sind die Konditionen bei einem gleichzeitig guten Wettbewerbsumfeld unverändert günstig.
Internationale Versicherungsprogramme werden an Bedeutung gewinnen, auch wegen steigender Compliance-Anforderungen. Die Anzahl der Versicherer, die diese Deckungen mit hoher Professionalität anbieten können, ist aber eher begrenzt.