Kfz/Fuhrpark

Mehr Ladestationen erhöhen die Attraktivität von E-Fahrzeugen

Die Fahrt mit dem E-Auto kann Probleme mit sich bringen, vor allem unter Termindruck: Nehmen wir einmal an, Sie planen mit einem E-Fahrzeug eine Fahrstrecke von 150 Kilometer. Sie starten mit einer komplett aufgeladenen Batterie. Die Autobahn ist leer, sodass Sie öfter stärker aufs Fahrpedal treten. Angekommen am Zielort stellen Sie fest, dass die Rückfahrt nicht mehr ohne Aufladen gelingen wird. Mithilfe Ihres Smartphones finden Sie eine Säule. Doch zu früh gefreut, die Ladestation ist belegt. Die Suche geht weiter. Das Aufladen am Haushaltsstrom ist aufgrund der Ladedauer keine Option. Nach einiger Zeit finden Sie dann doch noch eine Ladestation und können die Heimfahrt antreten, aber der Zeitplan ist Makulatur.

Bedenken beim Umstieg auf E-Autos

Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben beim Umstieg auf E-Autos Bedenken. Sie befürchten, dass die Ladeinfrastruktur nicht ausreichend sei, dies zeigt eine Sonderauswertung des KfW-Energiewendebarometers durch KfW Research, die am 20. April 2022 veröffentlicht wurde. Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, erklärt: „In den letzten beiden Jahren ist der Bestand an Elektroautos dreimal stärker gewachsen als die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte. Setzt sich dieser Trend fort, könnte dies für die Praxistauglichkeit der Elektromobilität zum Problem werden.“ Um den Umstieg auf E-Mobilität also attraktiv zu machen, müsse auch die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut werden. Dies sei notwendig, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen und den Verbrauch von fossiler Energie im Verkehr zu verringern.
 

Öffentliche Ladesäulen

Am 1. Mai 2022 waren 51.262 Normalladepunkte und 9.102 Schnellladepunkte in Betrieb. Die Bundesnetzagentur, die für die Umsetzung der Ladesäulenverordnung zuständig ist, wertet die Zahlen regelmäßig aus. Bislang erfolgt der Ausbau von Ladestellen gleichmäßig verteilt in ganz Deutschland. Die Säulen im ländlichen Raum werden allerdings nur wenig genutzt und sind nicht kostendeckend, wohingegen in den Ballungsgebieten zu wenige Ladepunkte vorhanden sind. In diesen Regionen müsste die Infrastruktur von Ladestellen weiter ausgebaut werden.
 

Die Wallbox vorm Haus und beim Arbeitgeber

Das KfW-Energiewendebarometer zeigt aber auch, dass in einigen Wohngebieten eine Stromtankstelle vor dem Haus oder in der Garage mittlerweile zur Standard-Ausstattung gehört. „Die Wallbox ist als fest mit dem Gebäude verbundener Gegenstand über die Wohngebäudeversicherung versichert. Bei Diebstahl von mobilen Wallboxen greift die Hausrat“, sagt Daniel Höckelmann, Leiter Kfz. Die Kasko-Versicherung für das E-Auto deckt beispielsweise in der Regel Brand und Explosion sowie Überspannung ab. Diebstahl und Elementarschäden sind genauso von der Versicherung abgedeckt wie ein Kurzschluss durch defekte Kabel und Tierschäden. Andere Schäden deckt die Kfz-Haftpflichtversicherung ab. „Wenn eine Fahrerin oder ein Fahrer eine Wallbox mit dem Pkw anfährt, dann greift die Kfz-Haftpflichtversicherung. Auch wenn die Wallbox durch Defekte beim Laden beschädigt wird. Aber nur, wenn in der Kfz-Haftpflicht Eigenschäden eingeschlossen sind“, sagt Daniel Höckelmann.

Eine private Wallbox nutzen im ländlichen Raum 34 Prozent der Haushalte. In den kreisfreien Großstädten besitzen nur 19 Prozent der Befragten einen entsprechenden Stellplatz für ihr E-Auto. Die privaten Lademöglichkeiten am Wohnort oder beim Arbeitgeber sind eine gute Ergänzung zu der öffentlichen Ladeinfrastruktur. „Allerdings stellen die meisten Unternehmen aktuell nur wenige Ladesäulen für die Mitarbeitenden auf dem Firmengelände zur Verfügung“, sagt Kfz-Versicherungsexperte Daniel Höckelmann. Dabei fördern Ladesäulen nicht nur die Energiewende hin zu nachhaltiger und ökologisch erzeugter Energie, sie steigern auch die Attraktivität des Arbeitgebers.
 

Zurückhaltung bei der Anschaffung

50 Prozent der Befragten gaben im KfW-Energiewendebarometer an, dass sie aufgrund fehlender Lademöglichkeiten kein E-Fahrzeug anschaffen möchten. In den kreisfreien Großstädten liegt die Zahl bei rund 56 Prozent. Gründe, um sich gegen die neue Technologie auszusprechen, sind die Ladezeit, Reichweite und Ladeinfrastruktur. Zwar hat der Staat nur bedingt Einfluss auf die Weiterentwicklung der Fahrzeugtechnik, somit auf die Ladezeiten und Reichweite. Aber er kann sich für den Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur aussprechen und diese fördern, so das Fazit der KfW-Studie.

 

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