Übergreifend
PFAS – was verbirgt sich hinter der Bezeichnung?
PFAS kurz erklärt
Die Abkürzung steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen und bezeichnet eine Gruppe industriell hergestellter, langlebiger Industriechemikalien, die auch „Ewigkeits-Chemikalien“ genannt werden (deas berichtete im Magazin FOUR 2024). Hierzu zählen mehr als 10.000 Stoffe, die aufgrund ihrer Eigenschaften – wasser- ,fett- und schmutzabweisend sowie thermisch stabil – in zahlreichen Produkten Verwendung finden.
Zum Hintergrund: 1938 entdeckte der Chemiker Roy Plunkett die erste PFAS – uns bekannt als Teflon oder Gore-Tex. Im Laufe der 1940er-Jahre wurden Teflon und weitere hinzukommende PFAS industriell produziert und seitdem in diversen Produkten eingesetzt (siehe auch "Selbst-Check: Wo begegnen Ihnen PFAS im Alltag?").
Wie gesundheitsschädigend sind PFAS?
Einige PFAS werden seitens der Weltgesundheitsorganisation als krebserregend und möglicherweise krebserregend eingestuft. Darüber hinaus bringt man einige der 10.000 verschiedenen Stoffe mit einer Schädigung des Immunsystems, Leberproblemen und Fettleibigkeit in Verbindung. Für die meisten der Stoffe liegen jedoch keine ausreichenden Daten vor, um zu beurteilen, ob und welche gesundheitlichen Folgen sie haben können.
Das erste Gerichtsurteil auf Entschädigung wegen Personenschäden in der EU erging in Schweden im Jahr 2023. Etwa 150 Menschen aus den schwedischen Städten Kallinge und Ronneby verklagten ihren lokalen Wasserversorger und verlangten für Gesundheitsschäden durch PFAS-belastetes Wasser, das durch Feuerlöschschäume kontaminiert wurde, eine Entschädigung. Die Klage war erfolgreich. Der Oberste Gerichtshof von Schweden hat in den erhöhten PFAS-Werten im Blut bereits einen Personenschaden gesehen, obwohl noch keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen eingetreten waren.
Die Konzentration der Substanz PFOS im Trinkwasser der beiden Städte gehört zu den höchsten weltweit. Der Stoff stört nachweislich das Hormon- und Fortpflanzungssystem, wirkt sich negativ auf das Immunsystem aus und fördert die Entwicklung bestimmter Krebsarten. Weitere besorgniserregende Konzentrationen der toxischen Stoffe wurden zahlreich auch in Frankreich, England, Belgien, Italien und Deutschland festgestellt. Das Umweltbundesamt meldete in einem Bericht aus Juni 2023 mehr als 1.500 Orte in Deutschland mit PFAS-Belastung, über 300 davon mit so hohen Konzentrationen, dass sie möglicherweise negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnten.
Fazit
Die Anzahl der Forschungen und Skandale rund um PFAS-Chemikalien und ihre Auswirkungen nehmen zu. Fundierte und belastbare Nachweisführung von PFAS und gesundheitlichen Schäden sind zur Einordnung unabdingbar. Aktuell liegen vereinzelte Berichte vor, in denen die Auswirkung auf den menschlichen Organismus bewiesen wird. Anders als bei Asbestose zu Asbest kann PFAS-Chemikalien zum aktuellen Zeitpunkt jedoch keine eindeutige Krankheit zugeordnet werden. Ein Pauschalverbot aller PFAS-Stoffe wird auch politisch nicht unterstützt. Die konträren Lager der einerseits auf PFAS angewiesenen Unternehmen und der Gesundheits- und Umweltbehörden haben den wahrscheinlich größten Lobby-Ansturm ausgelöst, den es in Europa bislang gegeben hat. Die Entscheidung über das Ausmaß der PFAS-Beschränkung wird sich noch länger hinziehen.
Unser Tipp
Sie haben Bedarf, einen Versicherungsschutz möglichst ohne weitreichenden PFAS-Ausschluss für Ihr Unternehmen einzukaufen? Dann lesen Sie hierzu unseren Artikel "So blicken die Versicherer auf PFAS" und sprechen Sie uns gerne an.